von Samantha Louda
Sein Blick schweifte prüfend umher, als Athalion langsam die letzte Stufe der Treppe hinunter trat. Sein Etablissement war ebenso bekannt wie beliebt und er konnte stolz auf einige Jahre erfolgreicher Abende zurückblicken. Doch nicht nur das. Auch tagsüber war es stets gut besucht und er hatte sich einen Stammkundenkreis aufgebaut, der seine Idee und ihn unterstützte. Er nickte einigen seiner Angestellten zu, die ihm allesamt ein herzliches Lächeln zuwarfen. Sie waren seine Familie und allesamt in ihrer Einzigartigkeit besonders. Während er seinen Weg nach vorn in den wunderschön eingerichteten Schank- und Caféraum fortsetzte, fiel ihm im Augenwinkel zwei Silhouetten auf. Ein relativ großgewachsener Mann und Ezscalon. Sie schienen sich zu unterhalten, wobei deutlich war, dass der Größere immer näher rückte. Athalions Augen verengten sich und er beobachtete die Situation einen Moment lang aus der Ferne. Er wusste, dass Ezscalon taff war. Aber das änderte nichts daran, dass er es nicht mochte, wenn seine Familie bedrängt wurde. Worüber sie jedoch sprachen, konnte er nicht hören. Der Mann war definitiv kein Stammkunde, wirkte aber nicht betrunken oder aggressiv.„Gibt es ein Problem?“ Letztendlich entschloss sich der Hausherr dennoch einzuschreiten.„Nein, nein“, winkte der Fremde ab und gestikulierte dabei deutlich mit einer Hand. „Wir reden nur.“Ezscalon hob eine Braue und schob sich das Haar über die Schulter. Athalion war ein Meister darin liederliche Kunden elegant aus seiner Lokalität zu verweisen.Höflichkeit wurde hier im Allgemeinen großgeschrieben. Aber niemand musste sich irgendetwas gefallen lassen, was er nicht wollte.„Ist das wahr?“ Mit ernstem Blick sah Athalion nun zu Ezscalon hinüber. Der schmunzelte charmant und legte den Kopf ein wenig schief, ließ sich absichtlich Zeit damit zu antworten.„Noch gibt es kein Problem“, bestätigte er letztendlich und sah den Kunden mit einem provokanten Schmunzeln ins Gesicht.„Was soll das denn heißen?“, fragte dieser mit scharfer Stimme und trat einen Schritt auf Ezscalon zu, der noch immer schmunzelte.„Gar nichts“, erwiderte er mit unschuldiger Miene. „Ich glaube Ihr interpretiert da etwas zu viel in meine Worte hinein.“Athalion seufzte, verkniff sich ein Schmunzeln seinerseits und wendete sich abermals an den Gast.„Kann ich denn etwas für Euch tun?“, fragte er höflich.„Nein“, murrte dieser, während sein Blick kurz darauf noch einmal zu Ezscalon schweifte. „Wie ich sagte. Wir reden nur.“„Es ist in Ordnung“, beruhigte Ezscalon seinen Vorgesetzten und nickte ihm zu. „Wirklich.“Auch Athalion nickte ihm zu. Auch wenn es nun doch recht deutlich war, dass das hier ein Machtkampf zwischen dem Kunden und Ezscalon war. Er seufzte und schüttelte den Kopf. Gleich darauf folgte jedoch ein Schmunzeln. Es kam öfter vor, dass Ezscalon seine Grenzen ausreizte. Aber solange er dabei höflich blieb und nur spielte, war es doch in Ordnung. Oder nicht?
© Samantha Louda 2021-07-23