Es ist nicht deine Schuld!

Eines Tages bin ich aufgewacht, der Griff ging schnell zu meinem Handy, wie jeden Morgen. Ich traute meinen Augen nicht, welche etwas erblickten, was davor zum Glück noch nie passiert war. AmTag davor, hatte ich ein Bild von mir auf Instagram gepostet ,welches viele Likes bekommen hatte. Den Text dazu hatten, wie ich es anhand der Kommentare beurteilen konnte, auch einige gelesen. Es ging um das Thema Umwelt, welches mir ein besonderes Anliegen ist. Ich wollte auf die großen Missstände und unsere derzeitige Lage aufmerksam machen. Dafür hatte ich ein Bild gewählt, wo ich in einem Fischernetz als Meerjungfrau gefangen wurde. Außer einer Fischflosse hatte ich nichts weiter an, wurde allerdings gut von dem Netz bedeckt. Unsere Meere sind voller Plastik. Ein Großteil davon sind sogenannte Geisternetze. Viele Meerestiere sterben dadurch. Entweder durch den Abrieb von Mikroplastik, welches von ihnen aufgenommen wird, oder sie verfangen sich darin. Als „Influencerin“ – ich möchte mich lieber als „Sinnfluencerin“ bezeichnen – finde ich es besonders wichtig,auf solche Themen aufmerksam zu machen. Und meiner Meinung nach, ist es dann auch vollkommen in Ordnung,Bilder zu verwenden, welche vermutlich etwas schneller die Aufmerksamkeit erlangen. Doch als ich an diesem Morgen meinen Instagram Account öffnete und ein unangebrachtes Foto von einem Mann geschickt bekommen hatte, begann der Teufelskreis erst so richtig. „So etwas ist strafbar!“, viel es mir sofort ein. Also machte ich mich mit den Beweisen- Screenshot von der Nachricht, auf den Weg zur Polizei. Dort angekommen, wurde nach dem ich von den Vorkommnissen erzählt hatte, zuerst mein Account von zwei männlichen Polizisten inspiziert. Ich hörte sie nur tuscheln und Gelächter machte sich breit. Der Account des Mannes, welcher mir ein Bild von seinem Geschlechtsteil geschickt hatte, war anonym. Er hatte einen Fake Namen und keine Fotos. Dennoch dachte ich mir, es wäre der Polizei möglich herauszufinden zu wem dieses Konto gehörte. Allerdings waren die Beamten wohl nicht sehr interessiert daran, Anzeige zu erstatten. Sie nahmen meine Personalien auf, die Beweise an sich und versicherten mir, sie würden sich bei mir melden, sollten sie etwas herausfinden. Dann bekam ich noch den Tipp, mich beim nächsten Mal nicht so freizügig zu präsentieren. Enttäuscht und auch wütend machte ich mich auf den Heimweg. Ich wollte das nicht so auf mir sitzen lassen. Ich tauschte mich mit anderen Betroffenen aus. Oftmals suchten die Frauen die Schuld bei sich, bzw. wurden von anderen (meist Frauen) dafür verantwortlich gemacht. Wir müssen aufhören die Männer als Opfer zu sehen. Frauen müssen ihre Nipple bedecken, damit die armen Männer nicht erregt werden? Nackt sein bedeutet für mich Freiheit. Aber eine deutliche sexuelle Handlung, ohne der Erlaubnis des anderen ist und bleibt eine Straftat. Ich wünsche mir Gleichberechtigung und dafür kämpfe ich weiter (auch unbekleidet :-) ).