von Franz Kellner
Ich schaue zurück auf meine 50-jährige berufliche Karriere – von 1970 bis 2020 – und bin von der technischen Entwicklung überwältigt. Meine kaufmännische Lehre begann in einem erfolgreichen Unternehmen mit ca. 35 Leuten.
Zum Einstieg schrieb ich Briefe, Rechnungen, etc. auf einer schwarzen, mechanischen Adler Schreibmaschine. Auf die Tasten musste man ziemlich kräftig darauf klopfen. Nach einem halben Jahr bekam ich eine elektrische Schreibmaschine. Es brauchte etwas Zeit, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Am Anfang drückte ich auf eine Taste und statt einem Buchstaben hatte ich gleich drei Buchstaben auf dem Papier.
Zum Kopieren hatten wir ein Thermo-Kopiergerät. Funktionierte ungefähr so: Man legte das Original mit einem lichtempfindlichen Papier unter den Deckel, stellte die Sekunden für Belichtung ein, dann schob man das belichtete Papier in einen Spalt mit Flüssigkeit und auf der anderen Seite kam die nasse Kopie heraus, welche man auf einen leeren Tisch zum Trocknen legte. Wenn man mehrere Kopien brauchte, dauerte das seine Zeit. Ich wurde richtig gut darin und meine Vorgesetzten waren mit mir sehr zufrieden damit. Als wir ein Jahr später einen Xerox Trockenkopierer erhielten, war ich natürlich begeistert. Ich konnte soviel Kopien wie ich wollte, nur mit dem Druck auf eine Taste, haben und musste nicht warten, bis sie trocken waren.
Statt einem Faxgerät benutzten wir noch ein Telex oder auch Fernschreiber genannt. Wer kennt so etwas noch? Es war eine Schreibmaschine verbunden mit einem Telefon. Mit einer Drehscheibe wählte man die Nummer vom Empfänger. Wenn man verbunden war, sollte man schnell seine Nachricht tippen, damit die Telefonkosten nicht zu hoch wurden.
Meine erste Erfahrung mit einem PC war 1984 in Memphis, wo ich für eine Hilfsorganisation die Buchhaltung machte. Den Großteil der Buchhaltung machte ich auf Papier, aber zur Unterstützung half mir eine Art Kalkulationsprogramm auf einem Commodore 64, welches mir ein Freund installiert hatte. Wer Commodore 64 kannte, wusste, dass sie auch für PC-Spiele verwendet wurden. Memphis kann im Sommer ziemlich heiß und schwül werden, deswegen hatten wir hinter dem PC einen Ventilator laufen, damit er während der Kalkulationstätigkeit nicht zu heiß lief und abstürzte.
Zurück in Europa in 1988, vor meiner ersten Begegnung mit einem Windows PC, besuchte ich noch MS-DOS Kurse, lernte einfache DOS Befehle und meine Kenntnisse für WordPerfect für DOS zu verbessern.
Den Rest der sensationellen Entwicklung von Windows, Internet, Emails, etc. kennen die meisten von Euch, darüber brauche ich nicht zu schreiben. Worüber ich mich heute wundere: Ich hörte in all diesen Jahren immer, mit dem Fortschritt der Technik wird die Arbeit leichter und schneller vonstattengehen. Aber ich habe den Eindruck, dass heute mehr Menschen durch Stress krank werden und an Burnout leiden, als vor 50 Jahren.
Das Bild mit der Schreibmaschine fand ich auf Unplash. Danke.
© Franz Kellner 2021-07-16