Wir schmunzeln über sie, die AsiatInnen, wenn sie bei Sonnenschein, mit Schirmen, über die Feingoldbrücke in Salzburg flanieren. Jetzt ist mir auch klar, warum sie immer lächeln. Sie lachen uns nämlich aus! Waren doch sie es, die den Schirm erfunden haben. Als Schutz vor der Sonne. Und das schon vor mehr als 2000 v. Chr.
Erst viel später war es ein findiger Engländer, der den Sonnenschirm für den Regen nutzte und ihn so in unseren Breiten bekannt machte. Was passierte? Die Kutscher streikten! Wo kämen wir denn da hin, wenn es bei Regen auch zu Fuß möglich wäre, trocken von A nach B zu kommen! Also lehrt uns die Geschichte, dass Neuerungen immer die Gegner auf den Plan rufen. So muss es sein, so wird es bleiben! Geschichte dreht sich im Kreis.
Es gibt noch vereinzelt Regenschirmmacher. Nur wie lange noch? Es wird nicht mehr als Handwerk anerkannt. Lehrlinge kommen dadurch keine mehr nach und die fleißigen und ideenreichen Zulieferer werfen den Schirm. Sie haben keine Abnehmer mehr und einige hat der Brexit vom Regen in die Traufe geführt. Da haben wir jetzt allerdings Glück, dass es sowieso immer weniger regnet. Was toll sein wird, weil wir dann unsere Regenschirme als Sonnenschirme nutzen können, ohne aufzufallen. Ob wir dann lächeln, ist fraglich.
Alles auf Anfang gesetzt, braucht es immer länger, um gut zu werden. So kam es mit einer EU-Verordnung, die es verbot, weiterhin Schirme zu imprägnieren. Da sie ohne Imprägnierung aber nur als Sonnenschirme die Welt erfreuen, erfanden kluge Menschen eine Beschichtung. Super Idee! Funktionierte nur nicht von Anfang an, bei jedem Stoff. So kam es, dass bei einer Hochzeit von internationalem Interesse, der Bräutigam unterm Schirm im Regen stehen gelassen wurde. Nein, nicht von der Braut! Sie liebt ihn sehr und Wetter kann dieser Liebe nichts anhaben. Der Schirm, vom besten Schirmmacher gefertigt, war nicht dicht! Da können wir heute drüber lachen. Der Handwerksmeister konnte es damals nicht. War es doch sein Ruf, der auf dem Spiel gestanden hat. Ich kann beruhigen, es hat ihm nicht geschadet. Denn, wer mit so viel Herzblut seine Arbeit macht, darauf achtet, dass es den Menschen, die für ihn arbeiten, gut geht und offen für die Chancen des Lebens ist, der überlebt auch negative Schlagzeilen. Bekanntlich sind sie ja die beste Werbung.
Genau das waren sie, auch in diesem Fall, für den besten Schirmmacher der Stadt.
Übrigens, schon gewusst, dass ein von Hand gefertigter Schirm, seltener verloren geht?
© Gerhild Brandhuber 2021-11-06