von Johannes Perl
Ich hatte immer schon den Kopf in den Wolken. Nicht nur, weil ich eine große Leidenschaft für alles, was fliegen kann, habe. Nein, weil ich immer schon ein Träumer war.
Als Kleinkind gerade so eine schwere Krankheit überstanden, wuchs ich zu inzwischen 1 Meter 84 heran. Und hatte wohl jede Woche einen anderen Traum im Kopf. Mal wollte ich Busfahrer werden, wohl dem Papa geschuldet, der in meiner Kindheit als ein solcher tätig war. Mal war es wieder Arzt, doch die fehlende Basis an Wissen in Biologie und Latein machten auch das zunichte.
Wieder an einem anderen Tag malte ich mir aus, es wäre Polizist mein Traumberuf. Ganz kurz, so ca. ein Semester lang war ich, auch aufgrund einer doch recht bekannten US-amerikanischen Fernsehserie, überzeugt davon, als Architekt meinen Unterhalt zu verdienen. Aber man weiß ja, es ist nur selten so wie im Fernsehen und ich verließ die Universität wieder.
Dem Bauwesen blieb ich treu. Inzwischen wälze ich täglich Baupläne für Parkplatzanlagen und Kreisverkehre. Jongliere mit Kubikmetern und Laufmetern und erstelle Abrechnungen, deren Summen ich nur zu gerne auf meinem Konto sehen würde.
Ein kreativer Kopf, „gefangen“ in einem nicht sehr kreativen Beruf. In meiner Arbeit geht es zwar oft um das Lösen von Problemen, aber selten erfordern diese einen kreativen Lösungsansatz. Technisch-fachlich ist da eher gefragt.
An manchen ruhigen Tagen, so wie der heutige, hänge ich immer wieder mit dem Kopf in den Wolken und träume vor mich hin. Träume davon, mit meiner Gitarre irgendwo an einem Strand zu sitzen und vor mich hin zu klimpern. Und manchmal lasse ich dann meiner Kreativität freien Lauf und schreibe vor mich hin.
Meistens schreibe ich, ohne viel nachzudenken. Über Dinge, die mich bewegen und derer gibt es viele. Über Dinge, die mich erfreuen. Über Dinge, die mich beschäftigen. Natürlich ist es schön, wenn meine Geschichten jemandem gefallen. Ich schreibe nicht, weil ich unbedingt will, dass das, was ich von mir gebe, jemand lesen soll. Sondern, weil ich es schreiben will.
Manchmal will die Kreativität einfach raus. Und wenn es dann vielleicht jemanden gibt, der meine Worte gerne liest und sich dadurch besser fühlt, dann ist das auch noch ein schöner Nebeneffekt. Selbst wenn die Person, der es durch meine Geschichten besser geht, ich selbst bin. Der Träumer mit dem Kopf in den Wolken.
© Johannes Perl 2020-10-20