von Loredana
Es ist ein wunderschöner Tag, fast keine Wolken am Himmel und auf unserer Weide grasen meine zwei Langohren. Sie sind ruhig und gelassen. Unter ihnen, sind auch Pinzgauer Rinder, die gemächlich wiederkäuen. Ich hüpfe über den Zaun und nähere mich den beiden. Sanft, streichle ich über den Kopf von Moritz, der gerade 4 Jahre alt geworden ist, dann kraule ich Prinz, der ca. 8 Jahre alt ist. Er ist misstrauischer, weil er von seinem vorigen Besitzer gequält wurde, trotzdem hat er schon viel Vertrauen zu mir aufgebaut. Ein paar Meter weiter lege ich mich ins Gras und starre in den Himmel, schließe die Augen und träume vor mich hin. Bis ich spürte, wie jemand an meine Haaren knabbert. Es ist natürlich Moritz, der kleine, freche will meine Aufmerksamkeit für sich gewinnen. Also spring ich auf und renne schnurstracks los und verstecke mich hinter einen Baum. Wie zu erwarten ist der Esel los galoppiert. Er bleibt vor dem Baum stehen, vorsichtig reckt er seine Hals mir entgegen und stupst mich an, als würde er sagen wollen : „Komm, Fang mich!“
Viele Leute sagen: Esel sind stur, dumm und faul. Wenn ich dies höre, weis ich genau diese Menschen haben gar keine Ahnung von Eseln. Ich fahre sehr oft mit meinen beiden Langohren mit der Kutsche aus und es ist noch nie vor gekommen, dass einer der Beiden stehen geblieben ist. Im Gegenteil, sie rennen, als gäbe es kein Morgen. Natürlich musste ich sie dressieren, bis sie gut zu händeln waren. Pferde werden oft abgerichtet verkauft. Bei Esel machen sich selten Züchter oder Halter, die Mühe sie abzurichten. Wenn sie in einer Aufgabe keinen Sinn sehen tun sie es auch ungerne oder eben gar nicht. Die Kunst ist also, es für die Esel interessant zu gestalten. Oft ist es auch wichtig, sich zu informieren, wie man Pferden/Eseln, Tricks richtig lernt, so dass sie es auch verstehen, was zu machen ist. Was ich auch beobachtet habe ist, dass sie sich richtig vor Kanaldeckeln fürchten und ausweichen oder darüber springen, es könnte ja auch ein tiefes Loch sein, wo sie sich ein Bein brechen könnten… Es hat eine Zeit lang gedauert, bis ich sie dazu brachte über Kanaldeckel drüber zu gehen. Im Endeffekt sind sie nicht stur sondern nur vorsichtig. Wenn sie Angst haben laufen sie nicht weg, wie Pferde, sonder bleiben stehen, um zusehen was eigentlich los ist und sich dann, entsprechend zur Wehr zu setzen. Das war, besonders in der Wildnis wichtig, weil sie nicht so schnell rennen können als Pferde und sich deshalb der Gefahr stellen und sich verteidigen mussten. Oft, wenn wir mit der Kutsche ausfahren, begegnen wir Reitern, oder Pferden auf einer Weide. Die Pferde scheuen sehr oft, während unsere Esel nur neugierig in ihre Richtung schauen. Es ist auch schon mal passiert, dass ein fremder Hund, in die Weide rannte und die Tiere verrückt machte. Die meisten Pferde wären durchgegangen, doch die Eseln verfolgten den Hund, bis dieser die Weide verließ.
Lieber einen treuen Esel, als einen schlechten Freund.
© Loredana 2019-04-11