von Sonja M. Winkler
KlioMeTerThal – EuErUrPoKal. Bei jedem Besuch in der Albertina skandiere ich diesen Merkspruch. Ich dreh‘ eine Runde im Prunksaal und bewundere sie, denen das „Museum“ dem Wortsinn nach gewidmet ist. Apollo schenk‘ ich auch einen Blick. Hahn im Korb.
Gestern waren wir „lauter Hendln“, ohne Hahn, die sich für den Rundwanderweg angemeldet hatten. Ausgangspunkt war das Lainzer Tor.
Die als Planetenweg markierte Route verlässt alsbald das Wohngebiet, geht ein paar Kilometer die Tiergartenmauer entlang, wo Schautafeln allerlei Wissenswertes über die Planeten bieten. Dann führt sie geradewegs in den Maurer Wald.
Da geschah’s, dass wir auf Eselsbrücken zu sprechen kamen und Merksätze aufsagten: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere 9 Planeten. Als wir eine Stunde später das Freiluftplanetarium Sternengarten am Georgenberg erreichten, wurden wir eines Besseren belehrt. Seit 2006 der Pluto weggefallen ist, sind’s nur mehr 8 Planeten, und ab nun heißt es: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel.
Am Nachmittag war einiges los im Maurer Wald. Da brachen zwei kräftige Pferde aus dem Unterholz, zogen dicke Baumstämme hinter sich her, machten vor uns halt, schnoben vernehmlich. Noriker sind das, erklärte uns der Forstarbeiter, äußerst ausdauernde und trittsichere Tiere. Er führe die jahrhundertealte Tradition des zweispännigen Holzrückens fort.
Mähne und Schweif der Hengste waren voller Kletten, das war nicht zu übersehen. Der Forstarbeiter lachte und meinte, die Pferde hätten eben dieselbe Frisur wie er. Da fiel mein Blick auf seine verfilzten Rastazöpfe, die bis zum Hosenbund langten.
Als wir die Antonshöhe erreichten, setzte eine Frau der Gruppe zu einem Kurzvortrag an über die historische Bedeutung dieser Gegend. Sie hat Urgeschichte studiert und hier archäologische Studien betrieben. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Sie zeigte auf eine trichterförmige Vertiefung im Boden. “Pinge” nennt man diese, sagte sie, entstanden sei sie durch den Einsturz von jungsteinzeitlichen Bergbauschächten. Hier sei man auf 7500 Jahre alte Siedlungsfunde gestoßen. Bereits damals wurde Radiolarit, eine Art Hornstein, abgebaut, das ein beliebtes Handelsgut war.
Durchs Reden kummen d’Leut‘ z’samm. Immer wieder mach‘ ich diese Erfahrung. Als die Urgeschichte-Frau, Liese heißt sie, ganz beiläufig den Namen ihres Nachbarn nannte, der historisch auch sehr beschlagen sei, klar, dachte ich, gleich und gleich gesellt sich gern, Emeritus und wie sie Jahrgang 1938, einst Inhaber eines Lehrstuhls an der Germanistik, da war ich so was von baff, denn ihr Nachbar entpuppte sich als mein alter Professor und Chef, dem ich einen Großteil meines Wissens verdanke.
Heute in der Früh ein Anruf von Liese. Gestern sei ihr Prof. W. noch über den Weg gelaufen. Sie habe meinen Namen erwähnt. Er: Ein Treffen sei längst fällig, bei einem Glaserl Wein.
Viele Sterne leuchten am Firmament, aber die Welt ist klein.
© Sonja M. Winkler 2021-11-10