von RiHa
Neulich, auf Mamas Sofa, entwickelte sich ein Gespräch, das man als Tochter nicht so wirklich gern führen möchte. Aber, ganz ohne Vorwarnung, poppte es auf, das Thema Sex.
Wie ein altes, alternatives Ehepaar saßen wir Freitag Abend gemeinsam vor dem Fernseher. Wir naschten Manner-Wafferl und warteten auf den Beginn von Dancing Stars. Also, ich wartete auf Dancing Stars und Mama saß vor ihrem Laptop und las, Überraschung, Geschichten von story.one.
Bis zu diesem Abend sah sie meine neue Leidenschaft mit gemischten Gefühlen. Ich nervte Mama damit, dass sie meine Storys gegen lesen sollte, bevor ich sie in eure Obhut entließ. Nach dem Genuss einiger ausgewählter Erzählungen fing sie Feuer. Schon lange überlegt Mama, selbst zu schreiben. Ihr Thema ist das Leben, wie es früher, also in den 40er, 50er und 60er-Jahren, einmal war.
Im Fernsehen wirbelten die silbern glitzernden Profitänzerinnen und Tänzer übers Parkett.
Zwischen meiner Mutter und mir entbrannte ein Streit, wer nun die Familiengeschichten schreiben durfte. Und glaubt mir, da warten noch ein paar Gustostückerl darauf, serviert und konsumiert zu werden.
Die ersten Paare performten ihre Solo-Tänze. Cesar Sampsons trainierter Body brachte die Balletttänzerin und Jurorin, Karina Sarkissova, in Stimmung.
Felix zwängte sich zwischen Mama und mich auf die Couch. Draußen war es nass. Der Napf war leer. Der Kater brauchte dringend Ersatzbefriedigung. Schnurrend checkte er die Lage. Mein weicher Bauch war besetzt von einem Teller mit Wafferl, aber Mamas kuschliger Körper wäre frei, wenn da nicht die verschränkten Hände wären. Mit seiner feuchten Nase stupste er sie an. Das bedeutete „Ich brauche es. Jetzt! Dringend. Biiitte!“ Er wollte ausgiebig gestreichelt werden.
„Nein“, sagte Mama, „Heute nicht. Nicht jeden Tag.“ Zu mir gerichtet, meinte sie: „Jetzt muss ich aufpassen, dass ich das nicht vergesse.“
Lachend wendete ich mich wieder der Tanzshow zu. Ich lutschte genüsslich am letzten Wafferl. Auch ich brauchte Ersatzbefriedigung.
Mama schaute in Felix große Augen und meinte: „Wahrscheinlich werde ich eh wieder schwach.“
Silvia Schneider wackelte gekonnt mit ihrem Popo zum Cha Cha Cha.
„Das ist wie beim Sex.“
Hä?! Was sagte sie da? Ich vermisste den Kontext. Fragend schaute ich Mama an. „Na ja, vornehmen kann man sich viel. Aber, wenn einen die Gefühle übermannen… „
Ich: „Von der Katze kannst du wenigstens nicht schwanger werden.“… Gelächter.
Ein nasser Nasenstupser forderte meine Aufmerksamkeit.
„Mach dir keine Gedanken. Felix wird gerade untreu. Er busselt meinen Ellbogen.“
Andi Ogris, der lustige Tanzbär, schließt das Turnier mit einem sinnlichen Samba. „Sag mir quando, sag mir wann. Sag mir quando, quando, quando.“
Die Wafferl waren aus. Der Platz war frei. Die Katze kletterte auf meinen Schoß und ließ sich wie eine Sphinx nieder. Schnurrend und blinzelnd schaute sie mich an und wartete auf das Verwöhnprogramm.
„Glück gehabt.“, raunte Mama.
© RiHa 2020-09-26