von Micaela Hemesath
Die Lehrerin in der Haimhauser Schule in München Schwabing setzte die >Neue< neben mich mit den Worten:" Das ist die Christine, sie wohnt in deiner Nähe, pass gut auf sie auf!"
Für eine 6 jährige eine große Aufgabe! Ich nahm das Wort der Lehrerin sehr genau und breitete meine kleinen Küken Flügel aus, um meine liebe Freundin IMMER zu beschützen!
Wir hatten einen Heimweg von ca. 35 Minuten, immer entlang des Englischen Gartens. Dort zu gehen war ganz streng verboten worden! Wie sich rausstellte, auch von ihrer Mutter. Wie immer im Leben, wenn etwas verboten ist, wird es umso lieber nicht respektiert. Es wurde unser alleraller liebster Heimweg.
Man konnte Eichhörnchen beobachten, ein Bach schlängelte sich den Weg entlang, die tollen hohen Bäume, ein Paradies. Natürlich dauerte der Heimweg doppelt so lange und ratschen und sitzen mussten wir ja auch noch.Eine Mutter rief dann immer die andere an, ob ihr Kind schon daheim sei.
Die Mandel Strasse, vorbei am Standesamt und dem Krankenhaus, war auch gar nicht so schlecht. Speziell, wenn es schon dämmerte und der Mann mit der langen Stange die Gaslaternen anzündete. (Für alle Storyaner, ja, die Schreiberin ist echt schon ein Oldie!)
Meine liebe >Chisti< wie ich sie taufte, keiner weiß warum? hatte und hat eine ganz herzige Brummel Stimme und war sehr kreativ. Sie ging in eine Mal Schule, natürlich wollte ich das auch.
Ein Fiasko! Als ich vor der weißen Leinwand saß und alle anderen schon loslegten, fing ich an zu heulen und lief davon. Schreiben ja, malen nein!
Dafür >durfte< ich Samstags in der Nähe der Schule zu einer mir verhassten Klavierlehrerin gehen, da meine Opernsängerinmutter mich musikalisch fördern wollte.
Wir kamen dann ins Gymnasium, die St. Anna Schule, über 40 Minuten Fußmarsch. Für alle Helikopter Mütter, die den Nachwuchs im Auto zur Schule bringen heutzutage, sicher unvorstellbar. Es ging drei Jahre gut, dann brach mir Latein das Genick und meine Mutter schickte die zart pubertierende Tochter, ins Internat an den Starnberger See.
Wir verloren uns leider etwas aus den Augen und nur hin und wieder gingen wir im Rialto, in der Leopold Strasse, ein Eis essen und ich bewunderte ihre Ausdauer, ein Veterinärmedizinisches Studium zu absolvieren und damit dann als Tierärztin ihren Beruf gefunden zu haben.
Sie machte Karriere, ich suchte das Abenteuer und bereiste die Welt. Sie bekam ein Jahr vor mir einen Sohn, ich dann eine Tochter. Beide blieben Einzelkinder. Sie ist immer noch mit demselben Mann verheiratet, ich war zweimal verheiratet und freute mich über die Abwechslung.
Im Alter sind wir immer noch gerne im Austausch; sie besucht mich immer in der Salzburger Festspiel Zeit, in zwei Wochen ist es wieder so weit.
Nur ein halbes Jahr sind wir altersmäßig auseinander und schon 70 Jahre befreundet. Darauf bin ich wirklich stolz!
Ich hab dich lieb meine >uralt Freundin>! Bleib so gesund wie möglich und schau dir mit mir zusammen noch ganz viele Festspiel Aufführungen an!
© Micaela Hemesath 2020-07-29