von denise_marleen
Der Gedanke an das Spiel „Tetris“ drängte sich mir auf, als ich meinen VW Caddy am Tag vor meinem bislang längsten Roadtrip packte. Es war eine wahre Meisterleistung, all das Gepäck in den Kofferraum zu quetschen. Mit den Jahren bin ich minimalistischer geworden, aber die Erfahrung hat mir auch gezeigt, welche unnötigen Dinge ich zu Hause lassen kann. Ein zusätzlicher Faktor: Ich hatte meine damals sechs Monate alte Tochter dabei, und Mütter wissen, was das logistisch bedeutet.
Es war ein Abenteuer, für das ich mich bewusst entschieden hatte. Das junge Muttersein hatte mich verändert, und ich sehnte mich danach, meiner Tochter die Vielfalt und Schönheit der Welt zu zeigen. Die Idee für diesen Roadtrip war geboren, und so begannen wir unsere Reise.
Nachdem der Kofferraum nach stundenlanger Tetris-Action endlich geschlossen war, atmete ich tief durch. Zwei Tage führte mich die Reise nach Luxemburg, gefolgt von einer knappen Woche in Paris. Entlang der französischen Küste machte ich viele Zwischenstopps, darunter La Rochelle, Bordeaux und Toulouse. Ich wollte nicht nur Orte sehen, sondern auch Zeit mit meiner Tochter verbringen und ihr die Schönheit der Natur näherbringen. Wir spielten im Sand, erkundeten Buchten und genossen die Freiheit, die dieser Roadtrip uns bot.
Danach ging es weiter durch mehrere spanische Städte, darunter Madrid, Valencia, Barcelona und Marbella. Zwischendurch gönnte ich mir immer wieder Auszeiten in der Natur. In Spanien verbrachte ich eine ganze Woche abseits der Menschenmassen nur am Strand. Dabei achtete ich natürlich stets auf die Bedürfnisse meiner Tochter, es war eine Zeit der intensiven Verbundenheit und des gemeinsamen Entdeckens.
Unser zuverlässiger Caddy, der für meine Tochter schon wie ein zweites Zuhause war, brachte uns alle paar Tage über mehrere Stunden sicher ans Ziel. Die Fahrten waren meist entspannt, und ich habe mich erstaunlicherweise nie verfahren. Meine Tochter ist jetzt fast sechs Jahre alt und liebt lange Autofahrten immer noch. Es ist faszinierend zu sehen, wie sie die Welt um sich herum entdeckt und wie sie von den verschiedenen Eindrücken beeinflusst wird.
In Portugal wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie viel Zeit man braucht, um den Alltagsstress loszulassen und mental abzuschalten, auch wenn es nicht immer entspannt war. An den Klippen von Cabo da Roca wurde mir klar, dass dieses Leben, obwohl es so heimatlos erscheint, mich erdet. Ein Paradox, oder?
Auf dem Rückweg entlang der Küsten von Spanien, durch Frankreich, Italien, die Schweiz und Österreich hielt ich an, wo es mir gefiel, lernte Menschen kennen und war erstaunt über die Vielfalt Europas. Trotz ihres jungen Alters können Kinder solche Reiseerfahrungen positiv beeinflussen und davon profitieren. Am Ende des Roadtrips standen 12.000 Kilometer auf dem Tacho und 12.000 Kilometer an Lebenserfahrung in unseren Herzen.
© denise_marleen 2021-08-25