EUTERBALLON gegen PANZER

LindaPAUSCH

von LindaPAUSCH

Story

Bei einem Spaziergang am Staatsfeiertag an meiner Lieblingsstrecke, dem Treppelweg zwischen Millenniumstower und Reichsbrücke zeigte mir Mutter Natur die Farbpalette des Herbstes in vollster Pracht. Von der Sonne beschienen leuchteten Rot-Gold Töne an Bäumen und Sträuchern.

Von der U1 Station Donauinsel gehe ich am Steg entlang zum Ausgang Hubertusdamm. Die U-Bahn führt in einem Hohlkasten, unter der stark frequentieren Reichsbrücke durch. Über mir ist unangenehm laut Autolärm hörbar, dennoch bleibe ich am Geländer gelehnt stehen und genieße den Blick über die goldgelbe Allee am Treppelweg Richtung Millenniumstower. Direkt unter mir nutzen einige Menschen die Fitnessgeräte und selbst in den drei Hängematten schwingen Lesende im sanften Rhythmus einen Meter über dem Betonboden. Mein Blick schweift stadteinwärts Richtung Praterstern und Innenstadt. In der Ferne sehe ich einen Ballon über den Dächern schweben. Mein Handy hält all diese Eindrücke fest. Ich steige die Freitreppe hinunter, die Rampe wird von Müttern mit Kinderwägen benutzt, Buben auf E-Scooter flitzen an ihnen vorbei.

Ein besonderer Anblick bietet sich mir auf der gegenüberliegenden Seite der Donau. Die sogenannte Donauplatte, mit Wiens modernster Architektur löst eine Stimmung aus, die mit Worten nicht wiederzugeben ist. Die tief stehende Sonne zaubert im Zusammenspiel von Wasser – Architektur und Licht ein Naturschauspiel, das ich im Fünfminuten Rhythmus mit der Handykamera festhalte.

Ebenso begeistert bin ich vom wilden Wein auf der Begrenzungsmauer, die von der Rampe auf der linken Seite weiterführt. Nie zuvor habe ich ein so tiefes Rot gesehen. Und auch hier wieder ein Anblick, dem ich mich kaum entziehen kann. Über den roten Weinblättern ragen die Türme der Kirche am Mexikoplatz hervor. Ein neben mir stehender Baum verliert durch einen sachten Windstoß soeben seine letzten goldgelben Blätter. Dankbar nehme ich all diese Naturerlebnisse tief in mir auf.

Dann, nach wenigen Minuten mache ich nochmal eine Entdeckung. Der Ballon schwebt etwas näher über den Dächern und ich wundere mich über seine eigenartige Form.

Erst am Abend klärte sich für mich durch die Berichterstattung in den Medien >Aktuell in Wien, ORF at<alles auf.

>Ein EUTERBALLON schwebte über WIEN. Eine „soziale Skulptur“ mit dem Titel „Euter“ war am Nationalfeiertag – bei Schönwetter – über Wien zu sehen. Der Heißluftballon in Form eines Kuheuters steht laut der Wiener Künstlerin Barbara Anna Husar „für den Wertewandel.“ Mit ihrer Installation möchte Husar „dem Bild der traditionellen Leistungsschau des Bundesheeres mit einem erfrischenden Impuls“ entgegentreten. Unterstützt wird das Projekt vom Frauenmuseum Hittisau sowie vom Volkskundemuseum Wien.<

Mir wäre zwar die Brust als Synonym für Weiblichkeit und Urquelle alles Nährenden lieber gewesen als ein Kuheuter – jede Aktion, die einen Gegenentwurf zum Heer zeigt, ist begrüßenswert.

© LindaPAUSCH 2020-10-28

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