EVAKUIEREN, JETZT!

Roswitha Springschitz

von Roswitha Springschitz

Story
2020

Unterwegs durch einen frühlingshaft warmen Wintertag, einen Tag vor Weihnachten2020, im Jahr der Covid-19-Pandemie…

So viel Erfreuliches: Dass namhafte KünstlerInnen und auch der österreichische Bundespräsident sich für die Flüchtlinge in Kara Tepe einsetzen, zum Beispiel; auch Caritas, Diakonie, Ärzte ohne Grenzen…: viele Stimmen wiederholen unermüdlich: “Evakuiert die Menschen aus dem Lager von Kara Tepe, jetzt!” Ich werde diesen Aufruf auch wiederholen! Nein, falsch: der Aufruf hat sich verselbständigt und will andauernd von mir, wiederholt werden. Das ist besser; ist mir mehr als recht, denn so bedarf es keines Vorsatzes

keiner Willensanstrengung mehr.

Allerdings will mir soeben das Schreibprogramm oder mein Laptop oder wer oder was weiß ich einen Strich durch die Rechnung machen und verhindert, dass ich einen Beistrich hinter “Vorsatzes” setze…

Soll sein!

Evakuiert die Menschen aus Kara Tepe jetzt! So, wie Menschen aus einem Katastrophengebiet evakuiert werden – ohne zu zögern, ohne nachzudenken. Dem Gesetz der Not und Lebensbedrohung folgend.

Öffnet die Herzen und Grenzen! Dieser Appell richtet sich an die Regierungen, die über diese Menschenleben bestimmen.

Denn es gibt Platz, in Österreich; gibt offene Häuser und Herzen. Über 3000 – das hat die Initiative “Courage-Mut zur Menschlichkeit” eruiert: über 3000 Menschen wollen sofort helfen.

Und genau das macht die ganze Angelegenheit so schrecklich paradox und nicht zu verkraften.

Das darf doch nicht wahr sein!

Und weil ich gerade dabei bin, Worte durch mich strömen zu lassen: Rettet unsere Erde, unsere Wälder, unser Wasser, unsere Luft! Für unsere NachfahrInnen!

Längst schon wiederhole ich mich ständig. Es ist, als sänge ich immer wieder den Refrain eines nie enden wollenden Liedes, immer und immer wieder.

Und wenn schon!

Soll eben dieses das Lied meines Lebens sein!

© Roswitha Springschitz 2020-12-23

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