von FranzForFuture
Der 5. November 1978 war ein bedeutender Tag in der österreichischen Politikgeschichte. In einer Volksabstimmung lehnten 50,47 Prozent der Abstimmenden die Inbetriebnahme des vollständig fertigen Kernkraftwerks Zwentendorf ab. Es kostete 14 Milliarden Schilling, also ungefähr 1 Milliarde Euro.
Die Stillegung dieses Kraftwerks und das daraus resultierende Atomsperrgesetz sind ein Musterbeispiel für Exnovation: Etwas Aktuelles wird aus der Welt geschafft, weil es nicht mehr den Wertmaßstäben oder der Strategie entspricht. Oder Entwicklungen werden beendet, weil sie nicht mehr zeitgemäß oder nicht nachhaltig oder sogar klimaschädlich sind. Also Schlechtes aus dem Verkehr ziehen, auch wenn es noch nicht veraltet ist.
Politiker setzen gerne auf Innovationen, denn Innovationen tun niemandem weh. Alles kann bleiben, wie es ist, und wird dann irgendwann durch bessere Technologien abgelöst. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass die Wirtschaft weiter wächst und dass die Probleme in der Zukunft gelöst werden.
Dummerweise gibt es Krisen, die sofortiges Handeln erfordern und dabei die neuen Technologien noch nicht zur Verfügung stehen. Man kann nicht mehr auf Innovationen warten, denn diese würden zu spät kommen. Dann müssen mitunter Technologien aus dem Verkehr gezogen werden, ohne dass Alternativen zur Verfügung stehen.
Innovationen lösen auch nicht unbedingt automatisch alte Praktiken und Produkte ab. Man hat sich daran gewöhnt und will sie nicht missen. So entstehen Parallelstrukturen.
Genau hier ist die Politik gefordert. „Sparen“ und „Verzicht“ sind Begriffe, die Politiker scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Sie werden nie müde, zu beteuern, dass sich niemand einschränken muss. Aber Innovation kann Exnovation nicht ersetzen. Es braucht beides. Die Entwicklung neuer Kraftstoffe muss mit der Abschaffung von umweltschädlichen Subventionen (für Diesel, Kerosin) einhergehen. Wir brauchen Elektroautos, aber nicht zusätzlich zu Autos mit Verbrennungsmotoren, sondern anstatt. Sonnen- und Windstrom darf nicht Kohle- und Erdgasstrom langsam ablösen, sondern letzterer muss aktiv entfernt werden. Klimaschädliche Produkte müssen sofort abgeschafft werden und nicht erst dann, wenn man Ersatz dafür gefunden hat.
Das Motto der Exnovation lautet: Wenn du erkennst, dass dein Pferd tot ist, dann steig ab. Auch, wenn du kein neues Pferd zur Verfügung hast und ein Stück zu Fuß gehen musst.
Exnovation benötigt Weitblick und den Mut, loszulassen. Wir müssen, was uns und diesem Planeten schadet, verlernen. Manches muss sterben. Das gehört zum Leben.
© FranzForFuture 2021-05-25