von RiHa
Eine rundliche Dame im Touristenoutfit und ein dazu passender Herr stehen vor den Toren Wiens. Sie betrachten ein Schild: Stop! Risikogebiet! „Ick frage dir, Detlev“, sagt sie, „is det nu wechen Corona, oder wechen der explodierenden Bäume?“
Großartige Karikatur von Mayerhofer. Beim Frühstück stoße ich auf die Zeichnung in den OÖNachrichten. Ich schmeiß mich weg, vor Lachen.
Ich weiß, ich weiß! Keine Politik! Aber, das ist einfach zu gut, um nicht zu sagen, “The most extraordinary story of the world, ever!”, um es zu ignorieren.
Ich schreibe nicht über Politik, nur über Sprache, Bäume, Georg Clooney, und Männer, die auf Ziegen starren, versprochen!
Sollte es jemanden geben, der das letzte Bonmot eines sehr bekannten amerikanischen Mannes mit orangem Teint und angewachsenem Sonnenschirm, noch nicht kennt, dann lesen Sie hier den Kontext.
Der bemerkenswerte, außergewöhnliche, wortgewaltige, und medienpräsenteste Mann dieser Zeit, was sage ich, aller Zeiten und bis in alle Ewigkeit, meinte kürzlich, Kalifornien solle sich ein Beispiel an Österreich nehmen. Dort leben die Einheimischen im Wald. Sie haben Waldstädte. Es gibt dort explodierende Bäume und trotzdem brennt es nicht so oft, wie in Kalifornien.
Eine unglückliche Übersetzung, dachte ich…Nein.
Das ließ sich natürlich kein Medium im europäischen Umkreis Österreichs entgehen. „Aufglegt“, wie man bei uns im Ösiland sagt. Der Berufsethik folgend, bemühte man sich um Neutralität. Vorsichtige Erklärungsversuche und sachliche Interpretationen folgten auf die reißerische Headline.
Dieser weltpolitisch agierende Mann könnte vielleicht Austria mit Australia verwechselt haben. Die explodierenden Bäume wären demnach Eukalyptus-Bäume, deren ätherische Ausdünstungen tatsächlich leicht entflammbar sind.
Ein einheimischer Experte räumte ein, dass manche Nadelbaumzapfen, wenn sie brennen, vom Baum springen, und so das Feuer schneller weiter tragen. Dem kann ich zustimmen. Das habe ich auch schon mal in einer Doku gesehen. Seither überlege ich, wie wir die Thuja an unserer Grundstücksgrenze loswerden könnten.
Ich denke, man tut dem Mann Unrecht. Manches wird vielleicht missverständlich interpretiert. Er spricht und schreibt eben zeitgemäß vereinfacht, effizient. Die Wahrheit steckt zwischen den Worten.
Bei uns sagt man, bei Schluckauf: „Es denkt gerade jemand an dich.“ Demnach müsste es den orange tinted man vor lauter Schnackerlstessn (Schluckauf) zerreißen, bei so vielen Menschen, die an ihn denken.
Da fällt mir ein Film ein. „Männer, die auf Ziegen starren“. Er beruht auf wahren Begebenheiten. George Clooney spielt den Agenten einer Spezialeinheit der CIA. Sie beschäftigte sich mit der Nützlichkeit von Telepathie im Kampf gegen die Feinde der USA. In einer Szene starrte Clooney so lange auf eine Ziege, bis sie tot umfiel. Diese Einheit gab es angeblich wirklich.
Was es nicht alles gibt. Verrückte Welt.
© RiHa 2020-09-26