von Oguzhan Köse
In Österreich leben mittlerweile fast 9 Millionen Menschen, 17% davon haben in ihrem migriert, das heißt nach Österreich zugewandert. In Wien sind es sogar 34,7 %, (Quelle: Statistik Austria) also weit über dem Bundesschnitt. Trotzdem herrscht bundesweit akuter Personalmangel in österreichischen Unternehmen, auch in Wien.
Immer mehr Berufe werden auf die Mangelberufsliste des AMS gesetzt. Immer mehr Unternehmen finden keinen Ersatz für ausscheidende Mitarbeiter:innen. Nicht nur in der Gastronomie, im Facility Service, Einzelhandel oder der Hotellerie, sondern auch im Baugewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen, im personenbezogenen Dienstleistungen oder auch bei EDV und IT-Dienstleistern ist ein großer Mangel an Personal festzustellen. Diese Liste ließe sich noch lang fortführen.
Seit Jahren machen Unternehmen darauf aufmerksam, dass sie in vielen Bereichen einen starken, in manchen Bereichen sogar sehr starken Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften haben. Das hat folgenschwere Konsequenzen für die heimische Wirtschaft und das Individuum selbst:Produktions-, Umsatz- und Gewinneinbußen, Überforderung des bestehenden Personals und die ungewisse wirtschaftliche Zukunft von Unternehmen sorgen für fehlende Planungssicherheit und letztlich Existenzängste.
Dem Fachkräftemangel steht eine überproportional hohe Arbeitslosigkeit von Menschen mit Migrationsbiografie gegenüber. Diese Personen haben einerseits sprachlich, andererseits sozial einen erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt. Hinzukommen Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen, die bei manchen potenziellen Bewerber:innen Skepsis gegenüber der Mehrheitsgesellschaft hinterlassen.
Trotzdem stellen diese Personen ein riesiges Potenzial für Unternehmen dar. Vor allem in Bereichen, in denenes um körperliche Arbeit geht und wenige Sprachkenntnisse gefragt sind, können Migranten und Migrantinnen einen wesentlichen Beitrag zu Wohlstand und Wachstum leisten.
In diesem Band möchte ich Denkanstöße und Lösungsansätze beschreiben, die dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken können: Eine gezielte Ansprache und ein vereinfachter Zugang zu Bewerbungsmöglichkeiten seien hier exemplarisch erwähnt. Klassische Wege des Recruitings gehen in den allermeisten Fällen an der Zielgruppe vorbei. Staatlichen Institutionen, wie z.B.dem AMS, fehlt es an geeigneten Strategien, um die gewünschte Zielgruppe, also Menschen mit Migrationsbiografie, zu erreichen und langfristig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Ethno-Personal-Marketing ist der Schlüssel dafür, Personen mit einer anderen Erstsprache als Deutsch, und Personen, die nach Österreich migriert sind, zu erreichen, zu begeistern und zu binden.
© Oguzhan Köse 2022-07-07