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CSG

von CSG

Story

Wie kann man in dieser lauten Welt überhaupt noch zuhören? Jeder hat seine Stöpsel im Ohr, das Smartphone immer griffbereit – nur schnell auf Instagram schauen während dieser langweiligen U-Bahn Fahrt. Einer von vielen sein; mitschwimmen statt inne zu halten und sich zu fragen ‚Was zum Henker fange ich eigentlich mit meiner Zeit an?‘

Längst berichtet unser Smartphone uns, wie viel Zeit wir auf Social Media oder Unterhaltungsseiten verbringen. Wir ignorieren es konsequent; oder aber, messen uns mit unseren Freunden und lachen kurzzeitig erschrocken über die Dauer. Wir taggen, markieren, liken und posten. Unser Bewusstsein wird zugespamt mit Schönheitsidealen, Vorsätzen und dem modernen „perfekten“ Bild des Menschen.

Ich selbst bin Teil dieser Generation Y und setze mich regelmäßig auf Smartphone Diät. Der Druck ‚mithalten zu wollen‘ und das ideale Selbstmarketing zu betreiben wird mir oftmals zu viel. Selbst wenn inzwischen viel über #morerealityonsocialmedia geredet wird. Und diejenigen, die darüber reden, werden gefeiert wie die Könige. Sollte es in unserer Generation nicht längst selbstverständlich sein ‚man selbst zu sein‘ – genau so, wie es immer gepredigt wird?

Wie tauche ich aus der online Welt wieder in die Realität ein? Was mache ich die 8 Minuten in der U-Bahn zwischen Spittelau und Schwedenplatz? Was mache ich im Restaurant wenn mein bestelltes Essen so verdammt #instagramable aussieht und alle das Smartphone zücken? Und verpasse ich etwas, wenn ich nicht ständig online bin?

Die Antwort ist nein.

Meine Mutter hat mir schon immer gepredigt mich in der Welt umzusehen und mich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen. Dafür bedarf es kein Facebook Meme. Mir fällt wie eine Art Last von der Schulter sobald das Smartphone im Flugmodus ist. Bin niemanden mehr verpflichtet instant auf Whatsapp zu antworten. Ich werde nicht mehr virtuell mit nach Asien in den Urlaub genommen. Ich bin gezwungen mich mit mir auseinander zu setzen, schaffe ich es überhaupt mit mir alleine zu sein?

Es fühlt sich an als würden meine Sinne aus dem Winterschlaf erwachen und ich verbringe wieder mehr Zeit mit mir selbst. Mein Lieblingsbuch ist griffbereit in der U-Bahn und ich höre die grantigen Durchsagen, wenn sich mal wieder einer auf den letzten Drücker noch durch die Türe gezwängt hat. Menschen zu beobachten in einem Café in der Servitengasse bei einem Cappuccino und einer Mandel Tarte gehört zu meinen absoluten Lieblingsbeschäftigungen. Ich rieche das Gras am Donaukanal und sehe mir die neuesten Graffiti an. Und auch wenn sich die Sonne dem Untergang neigt und die letzten verbleibenden Strahlen sich hinter dem Riesenrad am Prater hervor tun, kann ich jedem nur empfehlen einfach nur hinzusehen.

Denn, sind wir mal ehrlich, es interessiert keinen deiner Follower wirklich, ob du den Sonnenuntergang postest – oder eben nicht.

© CSG 2020-01-02

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