Falscher Hase

Margot Lamers-Zigan

von Margot Lamers-Zigan

Story
Weltweit

..ist ein Hackbraten, auch Heuchelhase oder Igelbraten genannt. Der Name stammt vermutlich von der ursprünglichen Zubereitung in einer sogenannten Hasenpfanne. Hier handelt es sich um eine ypsilonförmige, meistens kupferne, Pfanne, in der sowohl echter Hasenbraten als auch geformtes Hackfleisch gegart wurde.
Das wiederum erinnert mich an eine Szene aus „Otto – der Film“, in der Otto Waalkes als Protagonist der Story der Annahme ist, eine Katze habe ein tragisches Ende in einem Fleischwolf gefunden. Prompt formt er aus dem neben dem Küchengerät liegenden Hack ein Kätzchen. Der Gag ist so stumpf, dass es schon wieder saukomisch ist. Zumindest habe ich mich im zarten Alter von acht Jahren darüber kringelig gelacht und offensichtlich hat die Szene bis heute bleibenden Eindruck hinterlassen.
Der Hase und der Igel wiederum bringen mich auf das gleichnamige Märchen, veröffentlicht durch den Schriftsteller Wilhelm Schröder und die wohl bekannteren Brüder Grimm. Originaltitel auf Plattdeutsch: „Dat Wettlopen twischen den Hasen un den Swinegel up de lütje Heide bi Buxtehude“.
Der clevere Igel legt den zwar körperlich in Sachen Schnelligkeit überlegenen, geistig jedoch deutlich langsameren Hasen raffiniert beim Wettlauf aufs Kreuz. Hier ist also nicht der Hase, sondern der Igel eher „falsch“ – im Sinne von gewitzt. Moral von der Geschichte: Mach Dich nicht über sozial unter Dir stehende Leute lustig und such Dir Deinesgleichen zum Heiraten. Na ja. Für mich wäre es so zeitgemäßer und akzeptabel: Keine Witze auf Kosten anderer, solange Du nicht selbst einstecken kannst. Und Gemeinsamkeiten können eine hilfreiche Basis für eine längerfristige Beziehung sein.
Hase, Igel, Katze und Hack werfen bei mir die Frage auf, was der Mensch an Tieren noch so isst. Neben vorwiegend religiös und kulturell reglementierten Evergreens wie Schwein, Rind, Lamm, Fisch und diverses Federvieh, greift Mensch auch gerne zu Hund und Pferd. „In China essen sie Hunde“ ist zwar ein genialer Filmtitel, ignoriert jedoch den Fakt, dass Hunde- und Katzenfleisch auch in Deutschland bis zum Jahr 1986 in der Auslage des Fleischereifachverkäufers präsentiert – und gekauft und gegessen – wurde. Heute wird Hund noch in einigen Ländern legal verspeist, unter anderem in der gar nicht so weit entfernten Schweiz. In Deutschland ist das Schlachten und der Verkauf verboten, der Verzehr tatsächlich bis heute nicht. Klingt wie Besitz und Konsum beim Kiffen, nur dass Hundefleisch vermutlich schwieriger zu beschaffen ist als Gras. Letzteres soll ja eh zum ersten April legalisiert werden, kein Scherz. Katz und Hund landen heute noch auf asiatischen Tellern. Auch der proteinreiche Igel wird gegessen, angeblich vorwiegend von Roma. Interessante Rezepte kursieren hierzu im Netz. Pferd und Fohlen stehen beispielsweise in einer Metzgerei in Recklinghausen zum Verkauf und in der Gaststätte nebenan auf der Speisekarte. Geröstete Ameisen gibt es im Berliner Kadewe zu naschen. Austern sind wegen des Glibbers nicht jedermanns Sache, ich persönlich finde Pudding weitaus ekliger. Austern mit Pudding noch viel mehr!
Wen Crimegeschichten um’s Essen von appetitlich bis ekelerregend interessiert, dem empfehle ich die Bücher um den belgischen Koch Xaver Kiefer von Tom Hillenbrand.
Gruselfact: Menschen haben aus vielerlei Gründen auch Menschen gegessen.

© Margot Lamers-Zigan 2024-01-19

Genres
Spannung & Horror, Essen & Trinken
Stimmung
Informativ, Inspirierend
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