von Emely Blumenberg
Seit langem habe ich mal wieder versucht was zu schreiben. Ich brauche immer die volle Dröhnung an Emotionen und einen gewissen Grad an Verzweiflung, sowie eine gute Serie für Inspiration und am besten noch Müdigkeit. Dann habe ich erst das Gefühl es wird was – wenn ich quasi am Ende bin. So sollte es nicht sein, oder?
Wenn ich dieses Stadium erreiche, fühle ich mich wie ein gescheiterter fiktionaler Charakter, was mir auf kranke Art und Weise Kraft gibt. Ich kann mich dadurch von mir selbst distanzieren und durch die Augen einer Kamera in Selbstmitleid ertrinken. Ich steigere mich richtig rein – und dann kann ich gutes Zeug schreiben. Erst dann kriege ich Ideen.
Zu dumm, dass diese Arschlöcher erst dann zu mir kommen, wenn ich kurz davor bin, alles hinzuschmeißen. Aber nein, dann kommt was Gutes in meinen Kopf und dann kann ich schließlich nicht mehr aufgeben. Und das ist grob gesagt mein Leben.
Das Schlimme an einer Person wie mir ist, dass sie genauso unter diesem Zustand leidet, wie sie ihn genießt. Ich bin lieber ein emotionales Wrack, als nur ein Tag eine Person ohne Fantasie. Ich brauche sie, und sie ist genauso abgefuckt wie ich auch bin. Und ich denke immer wieder: Wenn diese Scheiße, die ich jedes Mal durchmachen muss, um etwas Gutes zu kreieren, dazu führt, dass ich mich durch meine Gedanken lebendig fühlen kann, dann nehme ich das in Kauf; so sehr ich es auch verabscheue.
Es hört sich vielleicht dramatisch an, aber es wirklich so, wenn ich sage, dass ich nicht wüsste, was ich ohne die Fantasie, ohne das ständige Klicken auf den Repeat-Button um einen Moment nicht zu verlieren, tun würde. Wer wäre ich dann? Wozu wäre ich gut, wenn nicht dafür? Immer woanders, ständig gefangen in dem Käfig der Kreativität, der sowohl Fluch als auch Segen ist, und ich mich nie entscheiden kann, welche Seite stärker ist.
Ich hasse die Realität. Und oft hasse ich es, wie sehr ich sie hasse. Da kombiniert sich sehr viel Hass auf einmal, der sich dann irgendwann gegen mich selbst richtet. Es gibt Momente – zum Beispiel auf Partys – in denen ich mir wünsche, ich wäre anders. Besser irgendwie. Genauso gibt es Momente, in denen ich das Gefühl habe, ich bin besser so wie ich bin, weil ich eben nicht bin wie der Rest. Da man immer nur man selbst ist, wenn man allein ist, kann ich sagen, dass ich tief im Innern ein trauriger Mensch bin – und der Kopf nutzt das aus.
Ich kann es eigentlich mit wenigen Worten zusammenfassen: Ich bin distanziert, ich bin traurig, ich bin nicht Teil dieser Welt. Also mache ich sie mir nicht zu eigen.
© Emely Blumenberg 2025-04-24