Fantasiegebilde

Das lebendige Licht der Sonne fällt durchs Fenster auf die beige Holzwand. Schatten entwerfen ein entzückendes Schauspiel; ein Gemälde des Momentes.

Dort!

Unperfekt in der Mitte des Gemäldes, umarmend in aller Zärtlichkeit stehen zwei Menschensgestalten und werden durch die Sonnenstrahlen an die Wand gezeichnet. Die liebevolle Art des Umganges miteinander strahlt über die Dunkelheit der Schatten hinaus. Fast schon greifbar ist die Wärme, das Glück.

Doch ist es nur eine Irrealität, eine Kreation ihrer Gedanken.

Verträumt seufzt sie in die Stille des Raumes hinein. Niemand ist da. Der Raum ist, bis auf ihre fast schon unscheinbare kleine Gestalt, verlassen. So wird es auch niemanden stören oder gar die Aufmerksamkeit auf sie richten, wenn unbewusst ihre Sehnsucht aus ihrem Munde entflieht.

Den Kopf noch immer zur Holzwand gerichtet, bleiben ihre von dichten schwarzen Wimpern umrandeten Augen auf dem Schattenspiel ruhend. Selbst als sich schwere Wolken in das zuvor nahezu perfekte Bild schieben und ihre Wunschfiguren langsam schwinden, mag sie den Blick nicht abwenden. Nur zu ungerne möchte sie sich von dem Traumbild ihrer Gedanken losmachen.

Als jedoch die Wolken nun aber auch den Lichtschein der Sonne anfangen zu bedecken und sich das Gemälde von Licht und Schatten langsam verdunkelt, da blickt sie hinab auf ihre Hände. Fest und dennoch zart umschlossen halten diese das geöffnete Buch, in welchen Zeilen eine glückliche Liebesgeschichte niedergeschrieben steht.

Eine Geschichte, wie sie es sich nur zu erträumen wagt.

Eine Geschichte voller reizender Fantasiegebilde.