DĂŒrfen auch wir uns im Reigen der Parkbewohner rund um dem FĂ€cherahorn zusammen mit den farbintensiven Tulpen, den weiĂen Sternnarzissen wie auch den gelb leuchtenden Osterglocken und den Hyazinthen im weiĂen, blauen oder rosa Kleid im Bunde der smarten Schönheiten vorstellen?
Wir, das sind die immer freundlich lĂ€chelnden, matt glĂ€nzenden und sehr sanftmĂŒtigen StiefmĂŒtterchen. Wir erblĂŒhen in sehr vielen Farben: in WeiĂ, in Blau, in Hellrosa, Lila bis Dunkelviolett, in Gelb, Ocker, Orange und vielen Rottönen. Viele von uns strahlen Dich sogar zweifarbig an. Mit Vorliebe bilden wir sehr reizvolle BlĂŒtenteppiche.
Du kannst mit uns, wenn Du kĂŒnstlerisch veranlagt bist, sogar richtig malen, indem Du uns abwechselnd setzt, uns in farbigen Spiralen oder kreativen Mustern pflanzt. So gestaltest Du mit uns wunderschöne blĂŒhende GemĂ€lde. Wir gedeihen zudem ĂŒberall, auch wenn das fĂŒr uns reservierte PlĂ€tzchen noch so klein ist.
Da wir nicht hochwachsen, sondern unsere Köpfe dicht auf der Erde sitzen, geben wir einen willkommenen Kontrast zu den hoch blĂŒhenden Pflanzen ab, beispielsweise zu den weiĂen und gelben Narzissen, zur gelben oder orangen Kaiserkrone und natĂŒrlich auch zu den strauchartigen FrĂŒhjahrsboten wie den Forsythien, dem Wandelröschen oder dem âHerzerlstockâ, auch âFlammendesâ oder âTrĂ€nendes Herzâ genannt.
Apropos, wir gehören zur Familie der VeilchengewĂ€chse mit dem botanischen Namen âViolaceaeâ. Bei guter Pflege gedeihen wir bis in den Sommer und spĂ€ten Herbst hinein und Deine Zuneigung danken wir Dir stets mit einem sehr freundlichen LĂ€cheln. Wahrscheinlich möchtest Du aber wissen, wie wir zu unserem Namen gekommen sind. Du wirst lachen! Wir besitzen ein sehr breites Kronblatt, das die beiden seitlichen BlĂŒtenblĂ€tter, auch Töchter genannt, ĂŒberdeckt und diese wiederum bedecken teilweise ihre âStieftöchterâ darunter.
Solltest Du einmal ein Sinnbild fĂŒr die Menschheit und ihre IndividualitĂ€t suchen, dann geben wir eine ausgezeichnete Metapher ab. Denn jedes StiefmĂŒtterchen hat sein eigenes, ganz individuelles Gesicht. Aber, bitte, unterteile uns deswegen nicht in Rassen! Der GĂ€rtner unterscheidet bei uns nicht streng zwischen Zuchtformen wie bei den weiĂen und gelben Narzissen oder den in verschiedenen Farben kultivierten Tulpen. Wir sind alle StiefmĂŒtterchen. Wie wir einander alle gleichen, so achten wir einander. Und, obgleich wir hĂ€ufig in farbigen Gruppen zusammenstehen, fĂŒhlen wir uns dennoch erst dann wirklich komplett, wenn Du uns in ganz unterschiedlichen Farbvarianten antriffst.
Obwohl wir uns so selbst völlig genĂŒgen, finden wir uns dennoch in Nachbarschaft mit den roten oder weiĂen Mega-GĂ€nseblĂŒmchen, den blauen Mini-Traubenhyazinthen oder, wenn du gerne nicht nur die Farben, sondern auch die Wuchshöhe variierst, mit dem Goldlack zusammen sehr wohl, der in seinen Farbtönen viel Ăhnlichkeit mit unserer Spezies aufweist.
© Claudia-Martina Perkounig 2021-04-29