Fassade

Dimitri Gröpler

von Dimitri Gröpler

Story

Ich spaziere ĂŒber graues Pflaster, lenke meine Nase zur Verbaulichkeit der Fassade einer Stadt, deren GlĂŒck im Hinterhof entsteht, bevor es in Jubel auf die Straßen gekehrt wird.

Ein anderes Tier gesellt sich in die AtmosphÀre und besteht auf Blickkontakt, von dem wir alle wissen, dass er nicht lange hÀlt und genauso viel und so wenig zu bedeuten hat, wie die anderen Partikel der Gesamtheit.

Wir passieren einander und glauben zu verstehen. Einige Schritte spÀter betrachte ich erneut die Fassade und bemerke, dass das Muster aus beleuchteten Fenster sich verÀndert hat.

Solch ein Haus ist schon besonders paradox: Es nimmt der Luft einen Teil ihres Raums und verursacht dadurch einen Verlust. Gleichermaßen ist es ein Gewinn, da es neuen Raum schafft. Wohnraum. Man könnte sagen, ein Haus transformiert die Beschaffenheit eines Raumes in eine andere Beschaffenheit. Ein Haus ist raum-nehmend und raum-schaffend zugleich.

Damit ist solch ein Haus die Verkörperung der menschlichen FÀhigkeit polarisierende Eigenarten in sich zu vereinen und ein SpannungsverhÀltnis aufrecht zu erhalten. Dabei ist ein Haus sicherlich nur ein Begriff neben vielen anderen, die ebenfalls unser SpannungsverhÀltnis zur Sichtbarkeit erweitern. Ist nicht unsere gesamte Existenz ein SpannungsverhÀltnis?

Ich drehe mich um. Das Tier ist weg und da fĂ€llt mir auf, dass es schneit. Das Grau der Fassaden wird verkleidet vom Weiß einer weiteren Fassade, die sich darauf niederlegen möchte.

Gerade will ich vergessen, da fÀllt mir auf, dass der Schnee es nicht vermag hÀngen zu bleiben an der Front der HÀuserreihen. Stattdessen legt er sich auf dem Boden nieder und lÀdt mich dazu ein, ihn zu betreten.

Durch eines der vielen Fenstern strahlt die Lust mich zu begleiten und ich antworte mit dem GerĂ€usch, das Schuhsohlen im Schnee erzeugen. Ab und zu biegen wir in Nebenstraßen und gehen dann schneller, weil es schön ist, gehen zu können.

VertrÀglichkeit macht sich breit und ich bitte sie zu bleiben und gespannt zu sein so lang es geht.

© Dimitri Gröpler 2021-05-08

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