von Michael Stary
Im warmen, lybischen Meer bewege ich mich unter Wasser wie eine Nixe. Oder eben ein Nixerich. Wobei: Auch Männer haben einen weiblichen Anteil, der immer wieder an die Oberfläche poppt. „Bist du schwul?“ kam mal von der 83-jährigen Schweizerin S. im Ayurveda Retreat auf Sri Lanka anfangs des Jahres. „Weil du dich so gut um dich kümmerst mein ich …“ war der Nachsatz. Ich bin’s ganz klar nicht, finde es spannend, wie gute Selbstpflege um den eigenen Körper automatisch mit Homosexualität verbunden wird. Geht auch als Hetero-Mann.
Es tut gut, wieder unterwegs zu sein. Nur Meer, nur Wellen, nur barfuß, nur Sonne, nur Wind, nur Sternenhimmel, nur feine Menschen, nur simplicity. Ich gewöhne mir gerade an, alles in Deutsch zu schreiben. Immer diese Anglizismen. Mea culpa. Ach, schon wieder Fremdwörter. Mierda … ok, jetzt ist Schluss damit. Meine weit gereistes Ego zeigt, was es gelernt hat. Zurück zur Einfachheit. Unsere Sprache kann sich genau so schön und deutlich anfühlen, da braucht es keine Ersatzformulierungen. Obwohl es mir im Englischen oft einfacher von der Zunge geht. Das Internationale hat was. Reisen ist so erfüllend.
B. schreibt über eine private Nachricht hier, als ob ein Teil von mir durch sie irgendwo anders auf dieser Erde wohnt und das Leben in genau meiner Weise zu begreifen versucht. Das Weibliche ist wieder aktiv. Diesmal außerhalb meiner selbst. Großen Dank dafür und für all die Erinnerungen an etwas, was ich einfach in mir vergessen habe und durch dich nochmals einen Boost bekommt, aus der Tiefe gehoben zu werden. Und schon wieder habe ich es getan. Aufwind, Verstärkung, … Hilfe. Ja so kommt es hin statt dem Fremdbegriff. Dankbarkeit geht in deine Richtung. Verbundenheit ins spätsommerliche Seenreich zu dir.
Die Einfachheit hat den Vorteil, dass dann der Kopf zur Ruhe kommt. Wie viele Kanäle da sonst offen sind begreife ich erst jetzt, nachdem ich mich über eine Woche schon von allem Social Media entziehe (sozialen Medien könnte ich nun auch sagen) und die Freiheit erfahre, die dadurch entsteht. Nicht, dass ich wahllos surfe, nein, doch einfach mal keine Nachrichten zu beantworten, Offline zu sein, also ohne Verbindung zur Außenwelt (Story.one ist eine Ausnahme) tut mehr als gut. Luxus, der fast hart erarbeitet werden muss heutzutage habe ich das Gefühl. Braucht immer wieder Disziplin und eine klare Absicht dahinter. Eine Entscheidung.
Und Story.one ist ja auch nicht grad deutsch. Doch es klingt gut. Und es tut gut. Danke dafür.
Hat was, immer wieder abzuschweifen in die andere Sprache. Bin nicht mehr streng mit mir und behalte es mir einfach bei.
Also ein kretisches „Yassas!“ in die Runde. Auf dass uns der wahre, eigene Ausdruck befreien möge und wir erwachen aus dem tiefen Schlaf der Fremdbestimmtheit.
© Michael Stary 2020-09-18