von Yeahlena
Als ich 12 oder 13 Jahre alt war, schenkte mir meine Mutter einen schönen, roten Badeanzug, der vorne ein Regenbogenmuster hatte. Damals waren Bikinis nicht so in, und mit meinen Komplexen hätte ich eh keinen angezogen. Meinen ersten Besuch im Freibad dufte ich alleine mit meiner Nanny verbringen. Danach ging ich ab und zu alleine hin, oder mit einer Kollegin.
Es war ein warmer Sommer im 1994 oder 1995 und in den Sommerferien traf sich die halbe Schulklasse im Schwimmbad. In meiner Klasse gab es da 2 bis 3 Jungs, die damals in mich verknallt waren, was dann aber mit dem Fortschreiten der Pubertät ins Gegenteil kippte. Ich war wahrlich kein schöner Teenager. Doch im Freibad konnte man eine unbeschwerte Freiheit geniessen, wo man noch Kind sein konnte, fernab von Verpflichtungen und Lernen.
Als Heranwachsende/r tat man im Freibad sozusagen alles ausser Längen schwimmen. Wir spielten Volleyball, jagten einander über die hügelige Landschaft, vorbei an sonnenhungrigen und sonnengebräunten Badegästen. Der Rasen war grün, saftig und beinahe flauschig, denn vor 30 Jahren gab es keine so langen Hitzeperioden wie heute, die das Gras verbrannten. Neben dem Freibad, die Böschung hinab, floss der Fluss Aare gemächlich dahin.
Die Mutigen wagten sich ans Sprungbrett, während die Kartenspieler unter den raschelnden Blättern im Schatten der Bäume zockten. Gegen Ende eines jeden Tages im Freibad ging es ruhiger her. Man hetzte nicht herum und es war die Zeit für Gespräche, fürs Ausklingen lassen, und schlussendlich fürs Packen, um den Heimweg anzutreten.
So sass ich nun auf einer Beton-Stufe im grossen Becken, das Wasser bis zu den Rippen. Einer der Jungs, der in mich verknallt war, plauderte mit mir. Es war ein verhaltenes und ein wenig schüchternes Gespräch. Obwohl wir zusammen 4 Jahre lang zur Schule gegangen sind, ist das Gespräch miteinander doch anders, wenn Gefühle im Spiel sind. (Es war übrigens derselbe Typ, der mich beim “Kräht der Gockel…” so heftig ausgelacht hatte.)
Irgendwann standen wir auf und verabschiedeten uns. Jeder ging zur eigenen Umkleidekabine. Er drehte sich mehrmals nach mir um, schaute mich an. Immer und immer wieder. Er konnte nicht aufhören. Wieso tat er das?
Zu Hause, beim Auspacken der nassen Sachen, war mir klar, wieso er sich mehrmals umdrehte und mir nachstarrte. Die Betonstufe im grossen Wasserbecken scheuerte mein Badekleid an den Pobacken so auf, sodass der Stoff am Po gerissen war. Ich hatte also zwei riesige Löcher hinten, die meine Pobacken entblösst hatten. Obwohl ich zu Hause war, stieg mir die Schamesröte ins Gesicht. Ich bot ihm sozusagen einen kleinen Schwimmbad-Striptease an, ohne es zu wissen. Wie peinlich!
Über diesen Vorfall verlor ich nie ein Wort! Und ich fragte ihn auch nicht, ob er etwas gesehen hätte, aus Angst vor einem “Ja”.
© Yeahlena 2021-07-17