von Ulrike Sammer
Etwas auĂerhalb des Zentrums von Yangon (oder Rangun) der Hauptstadt Burmas steht auf einem HĂŒgel die unglaublich prĂ€chtige Shwedagon-Pagode. Ăber 118 Stufen, aber auch ĂŒber Rolltreppen und einem Lift kann man sie erreichen und steigt vor zwei 9m groĂen Löwen aus. Der Löwe ist als Symbol eng mit dem Buddhismus verbunden. Buddhas Lehre wird gerne mit dem BrĂŒllen eines Löwen verglichen. Von welcher Seite man die Plattform auch betritt â ihr Anblick ist ĂŒberwĂ€ltigend. Der riesige, goldene Stupa und die unzĂ€hligen kleinen goldenen TĂŒrmchen rundherum, blendeten uns im Sonnenlicht. Auf der groĂen Anlage, die 275 m mal 215 m misst, gibt es unzĂ€hlige Schreine, BethĂ€user, Sammlungen von Buddhafiguren in allen GröĂen und Materialien. All das wurde von Leuten gespendet, die sich im TauschgeschĂ€ft ein gutes Leben erhofften. Ăberall beteten Menschen, begossen Statuen mit Wasser aus kleinen Schalen oder saĂen einfach still da in dieser heiligen AtmosphĂ€re.
Wie viel Gold und Edelsteine den fast 100m hohen Zentralstupa verzieren, kann man nicht mehr sagen. Auf einer achteckigen Basis steht eine ĂŒberdimensionale Glocke und obenauf ist âHtiâ, die Spitze. Sie ist in Form einer Bananenknospe und trĂ€gt als Krönung einen 10 m hohen Schirm. Er allein enthĂ€lt ĂŒber 330 kg Gold und mehr als 36000 Edelsteine. Oben auf ist eine Wetterfahne und eine Kugel, die mit 4351 Diamanten, darunter einem 76-karĂ€tigen Exemplar, bestĂŒckt ist. Ich glaube, dass es nirgendwo auf der Welt etwas so Kostbares gibt. In Anbetracht der Armut, die im ganzen Land herrscht, beschleicht einem eine ziemliche Irritation. Wir können die MentalitĂ€t der Burmesen und der buddhistischen Pilger aus aller Welt, die hier zu ihrem Zentrum kommen, nicht annĂ€hernd verstehen. FĂŒr sie ist es eine Ehre zu spenden. Auch die durchsichtigen Boxen mit den vielen Geldscheinen zeugen davon, dass gerne gegeben wird. Schalen mit Opfergaben zu den AltĂ€ren zu bringen, ist mit Freude verbunden. Als mein Mann und ich die groĂe Pagode im Uhrzeigersinn umrundeten, sahen wir immer wieder GlĂ€ubige, die Buddhafiguren mit hauchzarten Folien aus echtem Gold beklebten. Sie erhofften sich dadurch die ErfĂŒllung ihrer WĂŒnsche.
ZurĂŒck im Hotel erfrischten wir uns im sehr luxuriösen Pool. Aber es kam noch besser: Nachdem wir uns fĂŒr das Abendessen umgezogen hatten, lieĂen wir uns an einem Tischchen am Poolrand servieren â nur wir beide. Der Vollmond war mittlerweile am wolkenlosen Himmel aufgegangen und spiegelte sich im Wasser. Ăber uns standen Palmen, die mit kleinen Lichtern geschmĂŒckt waren. Die BlĂ€tter bewegten sich im sanften Wind. Im Hintergrund spielte leise einschmeichelnde italienische Musik. Eine Heerschar von Bediensteten verwöhnte uns mit vielen kleinen SchĂ€lchen. Den Tag zuvor hatte ich Geburtstag gehabt. Dieser Abend war ein spĂ€tes Geschenk und er war perfekt. Man könnte es nicht schöner trĂ€umenâŠ
© Ulrike Sammer 2021-06-18