von Gabriele Leeb
Feiertag. Leise klopft der Regen an mein Fenster, sonst ist es noch ruhig. Philipp schläft tief und fest.
Endlich Regen. Hoffentlich bringt er etwas Abkühlung. Der Wind spielt mit den Vorhängen und meine Gedanken wandern in die Vergangenheit nach Wien vor 38 Jahren. Den ganzen Feiertag habe ich in der Semmelweis Klinik verbracht und warte auf die Geburt meiner Tochter. Die lässt sich aber Zeit und kommt erst am nächsten Tag auf die Welt.
Nachbars Hahn kräht sich gerade die Seele aus dem Leib und Simba träumt neben mir.
Gestern ist der Artikel in der Zeitung, der NÖN, (Niederösterreichische Nachrichten) erschienen über meine Lesung. Fast eine ganze Seite mit Foto. Große Überschrift: Gefühl und Erotik im Heimatmuseum. Ich bin ja neugierig, ob ich am Freitag bei unserem Nahversorger angesprochen werde darauf. Ich zumindest bin sehr stolz.
Der Wind hat nachgelassen und mein Magen knurrt. Ich stehe auf und koche mir einen Oolong Tee. Seit Tagen versuche ich Philipp in die Badewanne zu bekommen, doch er weigert sich vehement. Er müffelt vom Schweiß. Muss ich ihm wieder erzählen, dass meine Freundin nicht kommt, wenn er sich nicht wäscht. Auf die steht er nämlich und er wartet stets voller Ungeduld auf sie. Sie hat sich für Sonntag angesagt. Ich hole mir ein Stück trockenes Brot und frühstücke im Bett. Simba rückt ganz nah zu mir und beginnt zu schnurren. Der frühe Morgen ist meine liebste Tageszeit. Schön langsam wird es hell und meine Gedanken schweifen weiter.
In einer Woche werden die neuen Badezimmermöbel geliefert, das bedeutet viel Arbeit beim Zusammenbau. Doch meine alten Möbel haben ausgedient. Haben mindestens 15 Jahre oder mehr auf dem Buckel und am kommenden Montag steht die Mammografie auf dem Programm. Seit 24 Jahren jedes Jahr im Sommer und ich bin noch immer nervös. Das Röntgen ist ja schnell vorbei, aber die Bilder werden sofort von einem Arzt begutachtet und danach noch Ultraschall und wenn es dann wieder heißt: keine Veränderung, alles im grünen Bereich, bis zum nächsten Jahr, bin ich enorm erleichtert.
Simba scheint zu träumen und ich lehne mich zurück. Mittlerweile ist eine Stunde vergangen und ich höre Philipp in seinem Zimmer. Ich schließe meine Augen und erhalte ein E-Mail von meinem Bruder aus Klagenfurt. Er schreibt: Super Schwester!
Ich werde noch ein wenig vor mich hinträumen und später die Geschichte schreiben und meine Gedanken machen Pause.
© Gabriele Leeb 2024-08-15