Felix

LisaGlücklich_amWeg

von LisaGlücklich_amWeg

Story
Gleisdorf 2001 – 2002

Was war das? Anstrengend geräuschlos rutsche ich mit dem halben Gesicht unter die Bettdeckenkante.
Ein schepperndes, vibrierendes Geräusch hallt durch das Haus. Wie, wenn jemand ein schweres Teil auf ein großes Blechteil werfen würde. Ich bin alleine zu Hause, meine Kinder schlafen bei Papa. Ich liege am Rücken. Längst schauen nur mehr meine Augen unter der Bettdecke hervor. Ich traue mich nicht einmal den Kopf zu drehen. Lediglich die Augen bewegen sich nach links zur Schlafzimmertür, die zum Gang führt und offen steht. Ich sehe den Türumriss, da die Dachflächenfenster keine Jalousie haben. Ich hyperventiliere unter der Bettdecke, mein Herz pocht mit der Hals-schlagader um die Wette. Der hölzerne Schliffboden im Gang krächzt. „Hilfe, da geht wer… und er kommt in meine Richtung“. Ich schwitze. Todesmutig hebe ich den Kopf, damit ich besser lauschen kann. Die Schritte verharren. Ich lege den Kopf wieder hin, höre wieder Schritte. Ich schnelle hoch, die Schritte verhallen. Ich hätte mein Schlafzimmer doch mit Schirm und Seil aufmagazinionieren sollen. So wie meine Schwiegertochter das macht, wenn sie alleine zu Hause ist. Gut – zum Abseilen vom französischen Balkon des Schlafzimmers aus dem ersten Stock, wäre es wohl jetzt schon zu spät. Wird der Einbrecher doch in den nächsten Minuten im Türrahmen stehen. Aber mit dem spitzen Regenschirm hätte ich mich jetzt verteidigen können.
Das Krächzen des Bodens hat jetzt eine gewisse Rhythmik gewonnen. „Ächz, ächz, ächz…. linker Fuß, rechter Fuß, linker Fuß… Schweißgebadet habe ich bereits das Atmen eingestellt. Das Herzklopfen hat die Schädeldecke erreicht. Zum Verstecken ist es wohl schon zu spät. „Vater unser im Himmel …. in meiner Angst beginne ich schon zu beten. Ich erwarte die Umrisse des Einbrechers in der Tür, aber da ist nichts zu sehen. Rechts von mir auf die ganze Raumlänge ein schwerer Vorhang. Hilfe, hat sich der gerade bewegt? Meine Augäpfel wandern in den rechten Augenwinkel. Absolute Stille, doch der Vorhang wirft Wellen auf die ganze Länge. Gibt es Geister? Oma, bist du es?
Ich hebe meinen Kopf und starre in die Finsternis. Kurz bevor meine Augäpfel aus meinem Kopf kullern wollen, erkenne ich einen Katzenschweif unten an der Bettkante entlang Richtung Tür wandern.
„Felix!“ schreie ich sowohl pysterisch als auch erleichtert. Pysterisch ist im Übrigen die Abkürzung von „panisch – hysterisch“. So haben meine Kids meinen Gemütszustand immer beschrieben, wenn bei unseren Familien Segeltörns das Boot eine 45Grad Neige erreicht hatte, und ich nicht jauchzte vor Begeisterung.
Meine Atmung hat gerade noch rechtzeitig wieder eingesetzt und schön langsam schlägt mein Herz auch wieder da, wo es hingehört. Da ich die Katze am Abend gerufen hatte und sie nicht daherkam, wundere ich mich, warum sie jetzt im Haus ist. Mutig halte ich Nachschau. Im Badezimmer befindet sich über der Badewanne ein Dachflächenfenster mit einer Ablage. Auf dieser sind immer die Badeutensilien. Das Fenster ist gekippt eingerastet und in der Badewanne liegt eine Flasche Duschgel. Felix hat sich wohl durch das geschlossene Fenster durchgezwängt und dabei das Teil in die Wanne geworfen.
Es ist 3h früh. Ich gehe mich duschen und schmeiße mich völlig fertig wieder ins Bett. Meine Lieblingskatze Katze Felix hat es am Fußteil des Bettes gemütlich gemacht.

© LisaGlücklich_amWeg 2025-02-20

Genres
Spannung & Horror
Stimmung
Herausfordernd, Emotional, Komisch, Mysteriös, Angespannt
Hashtags