von Gudrun Salzer
Eines möchte ich vorausschicken: der nachfolgende Text ermächtigt weder regionale Tourismusbeauftragte in ekstatische Aufregung zu verfallen. Noch möchte ich vom einem Diplomaten vorgeladen werden. Es sind lediglich meine bescheidenen Impressionen zu diesem speziellen Sommer. Der einem sehr besonderen Winter und Frühjahr folgte. Unter der Lupe: die touristischen Verflechtungen.
Ein gemütlicher Kaffee auf 1900m. Der Moosbeerkuchen ein Gedicht. Am Nebentisch der Wanderstempel samt Kissen, um den Wanderpass abstempeln zu können. Die Ohren voller deutscher Touristen, die fleißig vor sich hinstempeln. Vor meinem inneren Auge taucht er auf. Der Herr „Ich reise ab!“. Der Herr über die Wandernadel. Der Herr aus Felix Mitterers Piefke Saga…
Lieber Felix,
du Glücklicher. Der heurige Winter und seine Nachwirkungen haben Dir endlich Gelegenheit und ausreichend (Zünd)Stoff geliefert, um Deine für mich so sagenhafte Saga, um einen weiteren Teil zu ergänzen. Wie man sich erzählt.
Du als Unheiliger aus dem Heiligen Land Tirol, liebäugelst schon mit einen Drehort? So sagt man. Ich wünsche Dir, dass dort alles nach Deiner Pfeife tanzt. Nein? Dann wende Dich bitte vertrauensvoll an mich. Stichwort Alternativschauplatz.
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Du jedes sarkastisch-ironische Schlagloch aufstöbern konntest. Sollte noch Platz für die eine oder andere pikante Szene sein? Amuse-Gueule, ein Gruß aus der „regionalen Küche“ gefällig?
Seit Teil vier sind ein paar Semester ins Land gezogen. Damals galt als weit verbreitetes soziales Medium der Kirchenvorplatz. Nicht nur die Medienlandschaft durfte sich weiterentwickeln. Auch die irdischen Vertreter Gottes gehen mit der Zeit, und informieren ihre Schäfchen digital. Dienstlich als auch privat.
Ein männlicher Teil des Bodenpersonals begeistert sich für Stangengewächse. Eine dieser Spezialzüchtungen wächst in seinem Wohnzimmer. Züchtig von der Decke bis zum Boden. Während er gelackt und geledert an ihr hängt. Cut zu: „Großer Gott wir loben Dich!“, im Talar omnipräsent vor dem Altar. An der Orgel: die Fernbedienung.
Salat und Vorspeise lege ich vertrauensvoll in Deine bewährte Hand. Der Hauptgang brutzelt sicherlich schon im Rohr. Darfs noch ein Dessert sein? Ein süßes, kleines Geheimnis vielleicht?
Schon längst dealt der Hotelierssohn nicht mehr mit Bewusstseins erweiternden Substanzen. Auch er ist das Kind seiner Zeit. Er vertreibt vertrauensvoll im Internet gepostete Informationen von Abermillionen Menschen. Ein Serverimperium in den Katakomben des Hotelkellers besorgt algorithmisch unterlegt den Durchlauf. Seine Geschäftspartner? Die Exekutive und deren Vorgesetzte. Die Kühlung der heißen Eisen erfolgt meditationsmelodisch und Räucherstäbchen unterstützt mittels Kältebecken im Saunabereich. Die Abrechnung in Bitcoins. Bares ist nix mehr Wahres.
Ich hoffe, ich konnte Dich anfüttern und grüß Dich herzlichst,
Gudrun
© Gudrun Salzer 2020-09-25