Feliz Navidad?

Beate García

von Beate García

Story

Wie bitte reiten Los Reyes Magos – die Heiligen Drei Könige – auf ihren Kamelen den weiten Weg von Spanien nach Österreich? Ist es den Wüstentieren nicht viel zu kalt im gebirgigen Mürztal? Wo stoppen die um zu essen? Ist das Christkindl eh nicht beleidigt, wenn die Reyes Magos auch noch Geschenke bringen? Wieso kriegen die Kinder in Spanien nix vom Christkind aus Österreich?

Fragen über Fragen regelmäßig vor Weihnachten. Mein Sohnemann im Kleinkindalter kam in den Genuss einer Doppelbescherung. Diese “Superweihnachtssonderkondition” hatte er seinem spanischen Padre und mir, einer österreichischen Mama zu verdanken. Denn wir einigten uns auf typische Bräuche beider Kulturen: Geschenke von Christkind UND Reyes Magos. Das brachte mich Jahr für Jahr in Erklärungsnotstand. Kleine Notlügen für kindgerechte Antworten standen rund um Weihnachten an der Tagesordnung.

Es war ja auch wirklich verwirrend für unseren Pablo. Während bei uns das Christkind am 24. Dezember die Geschenke unter den Christbaum legt, wartet die spanische Verwandtschaft bis zum 6. Jänner auf die Reyes Magos, die mit ihren Kamelen die heiß ersehnten Wünsche vorbeibringen.

Nun stelle ich mir vor, wie Weihnachten mit Kleinkind heuer im Jahr 2020 aussähe:

Der 24. Dezember entartet mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Superspreaderevent, wenn wir uns nicht gemeinsam an die wichtigsten Massnahmen halten:

Sogar Maria, Josef und das kleine Jesuskind halten in der Krippe unter unserem Christbaum natürlich den Mindestabstand zu den Drei Königen ein. Babyelefanten-Figürchen stehen stolz zwischen der Heiligen Familie und den drei Weisen. Wir verpassen allen Anwesenden kleine weiße Masken aus Klopapier. Man weiß ja nie.

Am Esstisch nehmen die Großeltern in Form eines Fotos in Bilderrahmen ihre Plätze ein. Für den Österreich Opa fanden wir kein Bild, jetzt sitzt der fette einäugige Plüschbär an seiner statt auf einem Sessel. Auf der Küchenanrichte grinst das eingefrorene Zoomstandbild vom spanischen Opa aus dem Bildschirm des Laptops, weil das Internet wieder mal völlig überlastet ist. Mit Omas und Opas feiern wir nur virtuell. Weihnachtslieder erklingen aus der Konserve, weil sich beim Singen virengeschwängerte Aerosole verbreiten. Vor dem Essen Händewaschen, 2x “Happy Birthday” summend – wie passend zum heutigen Tag.

Besorgt fragt Pablo, ob das Christkind eh auch mit Maske kommt, denn es fliegt ja zu so vielen Kindern. Recht hat er! Zur Sicherheit legen wir Desinfektionsmittel und eine FFP2 Maske auf die Terrasse. „Und wie kommen die Könige nach Österreich? Omi und Opi dürfen ja heuer auch nicht kommen?“ “Los Reyes Magos reiten auf ihren Kamelen trotzdem zu uns. Damit sie an der Grenze einreisen dürfen, müssen auch sie einen Test machen und dürfen erst dann zu dir, wenn sie kein Virus einschleppen!”, beruhige ich ihn.

Por dios, bin ich froh, dass Pablo seinen Glauben an Christkindl und Heilige Drei Könige mittlerweile an den Nagel gehängt hat…

© Beate García 2020-12-16

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