Urlaub beginnt erst bei den kleinen Dingen, genauer gesagt beim Einkaufen gehen. Unbekannte Lebensmittelgeschäfte im Ausland haben daher ein besonderes Flair. Es gibt Produkte, die man nicht kennt. Etiketten in Sprachen, die man nicht beherrscht. Man macht sich Gedanken über Belangloses, das Einkaufen verkommt zu einem Spaziergang durch eine andere Alltagskultur. Vieles sieht man an schönen Orten, aber am liebsten flaniere ich durch den Supermarkt um die Ecke.
Auf unserer großen Deutschlandtour kamen wir auch zu Geschäften mitten in der brandenburgischen Pampa. Ich kann mich zwar an den Namen nicht mehr erinnern, in Österreich ist diese Kette aber nicht beheimatet. Wir spazierten durch die Gänge und brauchten eigentlich nur Wasser und eine kleine Jause. Eine Leberkäsesemmel gab es nicht, dafür ein Brötchen mit Bouletten, das ging auch. Zum Abschluss noch ein Eis aus dem Tiefkühlfach und siehe da, neben der Eispalette lagen drei ganze Hasen. Ohne Haut und eingeschweißt in Plastik. Gar nicht so teuer, aber irgendwie ekelhaft. Wir debattierten, ob es sowas auch bei uns gibt. Hm, ja nein, weiß nicht, vielleicht beim Interspar. Egal, wir ziehen weiter, ohne Eis, und jausnen im Schatten der Einkaufswagen.
In Nafplio lebten wir auf Sparschiene, da wir unser Reisebudget lieber für ausgiebige Abendessen verprassen wollten. Frühstück und Snacks also vom angrenzenden Lidl. Drinnen die Ernüchterung, das frische Gepäcksortiment war der englischen Sprache nicht mächtig und wir genauso wenig der Griechischen. In Blind-Date-Manier fassten wir unterschiedliche Blätterteigstangerl auf und hofften das Beste. An der Kassa noch zwei Schokoriegel zum Nachessen und fertig. Bei der Rast war dann die Stunde der Wahrheit gekommen. Nummer eins war mit Schinken gefüllt, die anderen beiden mit Pesto, Feta und Spinat, das waren ja drei Volltreffer. Einzig der vierte im Bunde enttäuschte uns, eine senfartige Pomade glitt an unseren Fingern vorbei auf den Boden und veranlasste uns, schon jetzt mit den Schokoriegeln zu beginnen. Im Endeffekt drei aus vier, die Quote passt.
Etwas außerhalb von Bastia steht ein immenser Leclerc, der uns tagelang versorgte. Besonders angetan war ich dabei von den Würsten. Mitten im Markt hingen sie von hölzernen Vorrichtungen herab und verbreiteten ihren unnachahmlichen Duft. Der Edelschimmel auf der Haut zog sich direkt in die Nase, nur leicht überdeckt von der Fischtheke um die Ecke. Hier tummelten sich Schnecken und Kleingetier neben Meeresfischen, entsprechend hatten die beiden jüngsten Verkäuferinnen auch eine Art Schutz um die Nase. Einzig ihr bärtiger Chef schwang ohne Maske sein Filetiermesser und zerlegte die Wasserbewohner gekonnt.
Egal wo wir sind, diese Einkäufe dauern ewig, denn noch interessanter sind die Menschen. So habe ich in etwa gelernt, dass egal, wo ich in Frankreich war, aus jedem zweiten Rucksack ein Baguette blickt und sie bei allen Bäckern nach 12:00 ausverkauft sind.
© Thomas Schützenhöfer 2020-01-06