von Marianna Vogt
«Lorenz, wann fahren wir endlich wieder einmal in den Urlaub?»
«Irma, du nervst!»
Lorenz, es sind nun schon drei Monate seit unserem letzten Urlaub vergangen!»
«Irma, du nervst!»
Lorenz, ich kann nachts nicht schlafen, ich habe so wahnsinnige Entzugserscheinungen.»
«Irma, du nervst!»
AngesĂ€uert steht Lorenz auf, geht ins Schlafzimmer. SchlĂŒpft in Jogginganzug und Turnschuhe und verlĂ€sst das Haus. Die frische Waldluft und den Geruch von frisch gefĂ€llten BĂ€umen lĂ€sst ihn wieder etwas zur Ruhe kommen. Voller Hoffnung seinen Freund Franz, der als Waldarbeiter in diesem Sektor nach dem Rechten sieht, anzutreffen, joggt er dem MotorengerĂ€usch entgegen. Als Lorenz beim Waldhaus um die Ecke rennt, erblickt er Franz, der soeben eine Tanne fĂ€llt. Er freut sich ein paar Worte mit seinem Freund zu wechseln.
Franz macht eine kurze Pause und erblickt Lorenz. Ăberrascht ihn hier zu sehen, winkt er ihm zu und ruft: «Hallo, mein Freund. Was treibt dich um diese Zeit in den Wald? Hat dich Irmchen wieder mal genervt?», dabei lĂ€sst er seinen Freund nicht aus den Augen.
Lorenz will zuerst nicht mit der Sprache heraus. Schliesslich antwortet er etwas frustriert: «Ach, weiĂt du, Franz, Irmas Freundinnen kommen alle aus wohlhabenden Familien. Ihre MĂ€nner bieten ihren Frauen Luxusurlaube wann immer und wohin sie wollen. Ich hingegen bin nur ein einfacher Arbeiter und kann dies meiner Irma nicht bieten. Sie will dies nicht verstehen und so streiten wir uns immer öfters. Und dies stimmt mich sehr traurig.
Franz fasst nun Lorenz freundschaftlich an der Schulter: «Mein Freund, ich habe fĂŒr dein Problem die ultimative Lösung. Lade Irmchen ins âMuseum fĂŒr Geruchskundeâ ein. Dort kann sie ihren perfekten Urlaubsduft kreieren. Sie ist happy und du die ewige Quengelei fĂŒr die nĂ€chste Zeit los.
Lorenz strahlt ĂŒber Franzâ es Ratschlag und umarmt ihn freundschaftlich. ĂberglĂŒcklich ĂŒber diesen Tipp joggt Lorenz heimwĂ€rts.
Ein paar Tage spĂ€ter âŠ.
«Irmchen, hast du deinen Urlaubsduft schon fertig kreiert?»
«Fast fertig, ich brauche nur noch ein paar Mini-Sekunden. Ich bin mir nicht ganz sicher, welchen Duft ich als Drittes wÀhlen soll.»
«Welche beiden Komponenten hast du denn schon ausgesucht?»
«Meeresrauschen und Möwengeschrei.»
«Das ist eine sehr gute Wahl, mein Liebste. Hierzu wĂŒrde sich frittierter Fisch anbieten. Den magst du doch immer so gerne, abends auf der Hotelterrasse.»
«Ja, das stimmt. Aber Fisch kann ich auch zu Hause zubereiten.» Irma ĂŒberlegt einen kurzen Augenblick, dann antwortet sie freudestrahlend: «Ich entscheide mich fĂŒr das Sonnenöl.»
Weihnachtsgeschenk an Irmchen
Lorenz kauft Irma zu Weihnachten eine Museums-Jahreskarte. So kann sie bei aufkommender Reiselust fĂŒr ein paar Stunden ins Museum und dabei ihr Fernweh stillen.
Fiktive Geschichte
Titelbild: Aus der Ausstellung «Das einfache Leben» von Gerhard GlĂŒck (*1944)
© Marianna Vogt 2024-11-25