von Ramona Fröse
Ich erzĂ€hle euch heute meine Geschichte. Ich bin ein Vogel, aber ich bin anders. Ganz anders, als alle Vögel, die du bisher gesehen hast. Meine Federn sind aus Flammen und ich muss vorsichtig sein, dass ich nicht alles anzĂŒnde. Mein Alltag ist sehr langweilig. Ich sitze in einem KĂ€fig. Ich bin das Geschenk fĂŒr ein Kind gewesen. Wie die Eltern auf die dumme Idee gekommen sind einen Vogel wie mich an ihr Kind zu verschenken, werde ich wohl nie verstehen. Ăberall im Kinderzimmer sind Wassereimer verteilt.
Das MĂ€dchen ist ganz lieb zu mir. Sie will immer mit mir spielen. Ich glaube, ich soll immer ein Baby spielen und sie will mich immer fĂŒttern. Leider verbrennt sie sich dabei immer ihre Fingerchen. Meine TrĂ€nen heilen das zwar immer wieder, aber so kann es ja nicht immer weiter gehen. Ich habe schon so oft versucht abzubauen, aber nie ist es mir gelungen. Es ist als wĂŒrde mich ein Zauber hier festhalten.
Heute hat die Kleine eine Freundin bei sich zu Besuch. Das MĂ€dchen hat aber Angst vor mir. Ich wĂŒnschte, ich könnte ihr sagen, dass sie keine Angst vor mir haben muss. Sie wollen Mutter, Vater Kind spielen. Ich soll das Kind sein. Ich finde das aber gar nicht gut. Ich weiss, das es bald zu Ende geht mit mir und ich möchte dann in Ruhe in meinem KĂ€fig sein und nicht da unten bei den Kindern. Aber welche Wahl habe ich.
Nun sitze ich also bei den Kindern und sie fĂŒttern mich abwechselnd. Ich muss sie immer wieder heilen. Jedes Mal, wenn ich heile kostet es mich so viel Kraft und ich merke, dass ich wohl bald nicht mehr in meinen KĂ€fig komm. Aber ich sitze still.
Dann passiert es und ich zerfallen zu Asche. Ich höre die Kinder schreien und dann weinen. Ich kann ihnen aber nicht helfen. Ich muss wartet, bis ich wieder zu einem Vogel werde. Die Mutter legt meine Asche in meinen KÀfig. Sie tröstet ihre Tochter.
Dann bin ich wieder der Vogel, den das kleine MĂ€dchen kennt und sie freut sich mich wiederzusehen. „Du musst vorsichtig mit ihm sein.“, sagt die Mutter und die kleine nickt. „Jetzt hast du deinen Feuervogel einmal sterben und wieder kommen sehen. Nun bist du so weit, dass ich dir erklĂ€re, wo du bekommst. Denn du bist nicht von dieser Welt. Du bist so wie dein Vogel. Nur das du noch die menschliche Form hast. Wenn das mit deinem Vogel noch 5 mal passiert, wirst du auch so ein Feuervogel.“, erklĂ€rt die Frau. „Mama, aber du bist doch ein Mensch.“, sagt die Kleine. „Ja, weil ich nicht deine Mutter bin. Ich bin eine Hexe, ich bin eure HĂŒterin. Deine Mama ist der Feuervogel.“, sagt die Frau. Das MĂ€dchen schaut mich an und lĂ€chelt. „Mama.“, sagt sie und hĂ€lt mir ihre Hand hin. Ich setze mich darauf und nun bekommt sie auch keine Brandblasen mehr.
© Ramona Fröse 2025-04-07