Fickwürdig

Was ich nun als meine Geschichte erzähle, ist nicht nur meine, sondern leider die, vieler Mädchen. Es sind Männer. Es ist die Art wie sie mich ansehen, wenn ich mich hübsch mache. Es ist dieser Blick, der ihr gesamtes Verhalten ändert, als würden sie mich nur sehen und interessiert sein, wenn ich stark geschminkt bin und ein kurzes Kleid trage. Als wäre ich nur dann ihrer Aufmerksamkeit würdig, wenn ich fickwürdig aussehe. Das Problem dabei? Diese Blicke bekam ich von Männern als ich noch gar nicht wusste, was sie bedeuten. Diese Blicke bekomme ich, wenn ich meinen Körper als eine Leinwand betrachte, die ich mit meiner Kleidung schmücken will. Anstatt es wie ein Kunstwerk zu betrachten wird es als fickwürdig betrachtet. Diese Blicke stehlen und entfremden. Hohe Schuhe, kurzes Kleid sieht aus als hätte ich lange Beine. Rote Lederjacke sieht irgendwie wild und rebellisch aus. Smokey Eyes um meine Katzenaugen zu betonen, rote Lippen, weil sie zu der mutigen Jacke passen. Ich finde es hübsch und stark, wie eine gewaltige bemalte Leinwand. Aber meine Mama verbietet es mir, denn sie weiß wie die Welt funktioniert. Denn sie weiß wie Männer sein können und sie weiß, wer kritisch hinterfragt wird, wenn das Schlimmste passiert. Und wir Mädchen wissen es jetzt auch. Denn wir sahen fickwürdig aus. Wir Mädchen sind es aber selbst schuld, denn wir hätten wissen müssen wie die Welt funktioniert. Hätten wissen müssen, was diese Blicke bedeuten. Wir Mädchen hätten wissen müssen, dass Männer manchmal diese gewaltige bemalte Leinwand einfach aufschlitzen, zerfetzen, verunstalten und liegen lassen. Denn sie sind Männer. Denn wir sind Mädchen. Und fickwürdig ist weiblich.