Was war das nun, was da im August 2002 im Republic in der Stadt Salzburg ĂĽber die BĂĽhne flirrte und das Publikum in atemloses Staunen versetzte? Zirkus? Tanz? Theater? Artistik? Musik? Jeder Versuch, “Metamorphosis – Eine surreale Reise in die Welt RenĂ© Magrittes” zu beschreiben, muss unweigerlich scheitern. Im Geist des Nouveau Cirque, der vor zwanzig Jahren wirklich noch sehr neu war, rĂĽckten nicht einzelne KunststĂĽcke in den Vordergrund, sondern die Magie, die aus der Kraft der Fantasie entsteht.
Hinter fil-A-fil steckte das in Salzburg ansässige Artisten-Duo Doris und Ulf Kirschhofer, das sich vom Werk des Malers René Magritte inspirieren ließ. Was dabei herauskam, war fantasievoll, absurd-komisch, unkonventionell und voller Poesie. fil-A-fil setzten mit “Metamorphosis” neue artistische Maßstäbe, als sie anscheinend die Schwerkraft aufhoben.
Der Mann an der Tuba, der Wiener Musiker Vincenz Wizlsperger, heute bekannt als legendärer Sänger der schrägen Wienerlied-Combo Kollegium Kalksburg, lieferte den passenden Soundtrack. Drei, deren Kreativität dicht zu einem Netzwerk verwoben war. fil-A-fil, Faden an Faden…
Ein weißes, stacheliges Kugelkostüm, das Doris für eine Show entworfen hatte und perfekt ihre Schwangerschaft kaschierte, war der Auslöser für die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk des Malers. Eine Fotoserie machte sichtbar, dass die Bilder wirklich aussahen wie von Magrittes Hand. Die Kirschhofers fanden viele Parallelen zwischen ihrer Arbeit und der des belgischen Surrealisten schufen ein Programm, in dessen Mittelpunkt seine Gemälde, die Kraft der Symbole und Metaphern stehen.
„Dabei sind wir drauf gekommen, dass sich Magritte eigentlich eine ganze Menge von uns abgeschaut hat“, meinte Doris augenzwinkernd in einem Interview. So wie Magritte gelang es fil-A-fil, das Banale zu entfremden und daraus ein poetisches Szenario zu schaffen. Weil in den Bildern immer wieder ein Taube auftaucht, brachte Doris sogar zwei Tauben das rhythmische Picken bei und gewöhnte sie ans Scheinwerferlicht.
Die Kirschhofers hatten verschiedene Zirkusschulen in den USA besucht und ihr Können beim New Pickle Circus in San Francisco, einem Vorläufer des Cirque de Soleil, perfektioniert. Doris war die erste Frau in Österreich, die die Akrobatik am Vertikaltuch beherrschte, “Metamorphosis” das erste große gemeinsame Bühnenprogramm. Ein Programm, wie geschaffen, die Welt zu erobern. Es blieb aber nur bei sechs Vorstellungen in Salzburg.
Schon kurze Zeit später gingen Doris und Ulf privat wie kĂĽnstlerisch getrennte Wege. Während Ulf heute als Lehrer an der Salzburger Kunstuniversität Mozarteum arbeitet, erfindet sich Doris kĂĽnstlerisch immer wieder neu. Sie komponiert, textet, spielt Akkordeon und zieht stimmlich alle Register. Aktuell ist sie mit der Akkordeonistin Sigrid Gerlach als “Kirsch & Kern” unterwegs – fantasievoll und poetisch. Wie könnte es anders sein…
© 2022-08-25