Unglaubliche Felsformationen kommen in Sicht – Petra! Mit Pferden reiten wir zum Eingang der Schlucht – Es-Siq. Eine fantastische Kluft (1 km lang) zwischen hochaufragenden Felsen, die sich oben fast berühren, ist das schmale Tor zu einer bizarren Welt, die dadurch lange geschützt blieb. “A rose red city half as old as time” schrieb John William Burgon.
Gleich nach dem Einlass überrascht eine prächtige aus dem roten Sandstein gemeißelte Fassade, reich mit Säulen, Skulpturen, Ornamenten und Statuen geschmückt, jedes Detail noch unversehrt – das Schatzhaus des Pharao – Grabtempel eines nabatäischen Königs. Und es gibt zahllose solche Wunderwerke: Tempel, Gräber, Villen, eine ganze Stadt von Menschenhand aus dem Fels geschlagen – herausgewachsen, für 30.000 Bewohner einer Hochkultur.
Vor mehr als 2000 Jahren war Petra die Hauptstadt der Nabatäer, einem Beduinenvolk aus Nordarabien. Durch den Handelsverkehr zwischen Ost und West (Seidenstraße) gelangte es zu großem Reichtum. Später hinterließen die Römer Spuren ihres Lebensstils. Bis vor kurzem wurden die Tempel und Felsgräber als Unterkünfte und Schafställe von den Beduinen benützt. Nicht selten treffen wir auf menschliche und tierische Hinterlassenschaften.
Wir steigen 800 Felsstufen zum Opferberg hinauf. Atemlos erreicht man eine hoch aufragende Erhebung, die Opferhöhe, mehr als 1000 Meter über dem Meer. Dies war der königliche Kultberg, von dem aus man eine herrliche Rundsicht über ein Meer von Berggipfeln hat. Es ist ein ständiges Ausstrecken nach oben, um die vollkommenste Kommunikation mit der Gottheit zu erreichen. Seir ist der biblische Name für die Bergkette ringsumher. Jahwe wurde auch “der von Seir” genannt. Auf diesem einmaligen Platz, in dieser unglaublichen Kulisse, feiern wir die Auferstehungsfeier am Ostersonntag – schlicht, still, schön, heilig, ewig.
Fantastische Gesteinsformationen in allen Farben und Schattierungen, ausgewaschen, glattgefeilt, durchbrochen. Dort und da versucht ein Ölbaum Fuß zu fassen, abgefressen von Bergziegen, die wesentlich behender umherklettern als ich. Eidechsen und Geckos haben es eilig, die löchrigen Wände auf und abzuhuschen. “Rosenrot wie die Morgenröte – Jugendfrische auf wehmütigen Augenbrauen”. (Burgen).
Oftmals wurde hier gefilmt, was in dieser Zauberwelt nicht verwunderlich ist. z. B. Indiana Jones.
Das Wadi Rum ist ein ähnlich intensives Erlebnis. Man glaubt an surrealistische Visionen. Lawrence von Arabien reitet durch die schwarzen und rötlichen, eigentümlich geformten Felsgruppen, wie den Sieben-Türme-Felsen, die aus dem Sand aufragen. Wir erleben das Wadi auf lustiger, holpriger Jeep-Fahrt.
Sicher ist auch Karl May’s Kara Ben Nemsi mit seinem Diener Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah hier unterwegs gewesen und hat sein Elhamdulillah – Allah sei Dank! gerufen. Dem schließe ich mich von Herzen an – Gott sei Dank!
© Christine Sollerer-Schnaiter 2021-02-26