von Ida_Gebauer
Wieder treibt es mich nach Thumersbach. Ich halte es hier nicht mehr aus. Ich muss fort von hier. Ich schaff das nicht. Es muss zu Ende sein, was nie richtig begonnen hat. Vierzig Jahre sinnlose Liebe bringen auch eine starke Seele ins wanken. Euphorie und Verzweiflung zermürben auf Dauer. Nur im Dorf vergesse ich die Realität. Ich bin nicht erreichbar, ich bin auf Urlaub. Nach kurzer Zeit schon kann ich vergessen, was mich zu Hause beschäftigt. Kein Wecker, oder schlimmer noch der Klingelton des smartphones, stört morgens. Wenn der Duft von frischem Kaffee mich aus dem Bett treibt, freue ich mich auf die Semmel und das Schwarzbrot, das hier köstlich gewürzt und mit Butter bestrichen auf mich wartet. Früher gab es Frühstückskaffee von Julius Meinl, ich meine immer noch, diesen Duft, der ein anderer war als der des Filterkaffees, in der Nase zu haben, wenn ich mich an den Frühstückstisch setze. Ein Frühstück auf der Terrasse mit Blick auf den See und hinüber zur Schmitten verheißt einen wunderbaren Tag. Auf halber Höhe hinauf erfrischen Wiesen und Wald die Seele. Keine Highlights und Hotspots, nach wenigen Metern sind die Menschen auf der Jagd nach den touristischen Höhepunkten weit entfernt. Was ich heute mache – Nichts! Meditatives Gehen, den Kopf leeren, mich freuen! Kehre ich müde zurück, genieße ich es, im klaren Wasser zu schwimmen, so fein und frisch. Der Bergsee ist kalt, aber kalt ist nur eine ungefähre Empfindung, die man überwinden kann, wenn man bestimmt und ohne Zögern hineingeht ins Wasser und schwimmt. Zum Aufwärmen taugt es, im Beachclub in der untergehenden Sonne einen Sprizz zu trinken, wenn der See funkelt und sich die Sonnenstrahlen mit der Farbe des Getränks zu dem Bild des perfekten Sommertags verbinden. Wenn die Sonne hinter den Bergen untergeht und man den Tag in den Bergen Revue passieren lässt, fühlt man, welch wunderbare Momente das Leben bereit halten kann. Gespräche mit Freunden regen die Lebensgeister an, neue, bislang unbekannte Menschen treten in das Leben, alte Freunde lassen einen glauben, dass sie sich über meine Gesellschaft freuen. Ich fühle mich hier wohl. Ich genieße die Auszeit und kann davon träumen, ohne zu suchen jemanden zu finden, der meine Gedanken teilen will. Es scheint überflüssig, sich in Vergangenes hineinzusteigern, wenn man den Moment genießen kann. Am Ende, finally, hält das Leben jetzt und für die Zukunft Überraschungen bereit und hat Lösungen parat. Die stories verbinden sich zu einer Geschichte über die schönen Momente und die Freude im Leben an einem wunderbaren Ort. In meiner Phantasie an diesem Ort, wo die Landschaft grandios, fast kitschig schön ist.
© Ida_Gebauer 2019-08-13