von Erich Stöger
Diese Vorgeschichte soll zeigen, dass es mich schon in meiner frühen Jugendzeit zumindest gedanklich, hinaus in die weite Welt zog. Es beginnt eigentlich schon in meiner Schulzeit. Ich werde im Laufe der Erzählungen darauf zurückkommen. Es handelt sich nämlich um eine lange Reise. Die Geschichte dazu beginnt im Frühjahr 1974 in der Bundesheerkaserne „Altes Lager“ in Allentsteig im Waldviertel.
„Du machst deine Firma in der Sahara auf, ich meine im ewigen Eis Grönlands. Du verkaufst mir Sand damit ich Grönland ‚rutschsicher‘ machen kann, ich verkaufe dir Eis, damit du Oasen in der Wüste anlegen kannst“. Mit solchen und ähnlichen Blödeleien unterhielten wir uns nicht nur selbst, sondern auch einen Teil der Kaffeehausbesucher in unserer Freizeit, während wir, offiziell im Unteroffizierscasino beschäftigt, auf unser „Abrüsten“ harrten. Wir, das sind Lupo mein Freund und ich. Die Kaffeehausbesucher, durchwegs ältere Semester freuten sich immer wieder über unser Erscheinen und bezahlten manchmal unser Bier, weil wir sie gut unterhielten und sie wahrscheinlich auch ein wenig von ihren sonstigen Gedanken und Sorgen ablenkten.
Dann, am 31. Mai 1974 war es so weit, Bundesheer ade! Lupo und ich verloren uns sprichwörtlich aus den Augen. Keiner wusste vom Anderen was er schlussendlich wirklich tat. Ich trat wieder einen Job in der Gastronomie an und bewarb mich gleichzeitig bei der „Swedish American Line“ in Göteborg. Nach einigen Wochen, bereits aller Hoffnungen beraubt, geschah es. „Auf dem Küchentisch liegt ein Telegramm für dich“, das waren die Worte meiner Mutter als ich nach Dienstschluss heimkam – unvergessen! Am nächsten Tag, meine Aufregung war enorm, machte ich mich auf den Weg zum Postamt, von dort war das Telefonieren billiger und verlangte von der Postbeamtin eine Verbindung nach Göteborg. Ihren fragenden Blick werde ich genauso wenig vergessen wie das anschließende Telefonat. Die Dame in der Leitung war sehr freundlich und sprach perfekt Deutsch. Dann jedoch kam die befürchtete Frage: „What’s about your English?“ Der Beginn war einfach: How is the weather in Austria? Wurde ich gefragt. Good, the sun is shining, antwortete ich. Es war die leichteste Antwort, die mir einfiel. Sie schien nicht, aber wie sollte sie das von Göteborg aus feststellen? Aber es wurde haarig, als es über ärztliche Attests und Ähnliches ging. Teilweise antwortete ich rein gefühlsmäßig mit yes or no. Ohne auf weitere Details einzugehen, gab sie mir zu verstehen, dass mein „Englisch“ sehr dürftig sei. Schlusssatz: „Where is your next airport? We are making a reservation for your flight to Venice. Get your papers on Austrian Airlines Desk“. Mein Schweißausbruch hielt noch eine Weile an, aber ich hatte einen Vertrag, wenn auch nur für vier Wochen. Ein Steward war während der Mittelmeerreise erkrankt und ich war als Ersatz vorgesehen. Für die Erledigung der ärztlichen Atteste hatte ich nur vier Tage. Hurra, das Tor in die weite Welt begann sich zu öffnen! Am 30. Juni erlebte ich zwei große Dinge in meinem Leben. Ich bestieg erstmals ein Flugzeug und betrat erstmals, ein damals großes Schiff.
Zwei Ereignisse, die mir in Erinnerung sind, als wären sie erst vor Kurzem geschehen.
© Erich Stöger 2023-06-30