Nach Eroberung des winterlichen Gipfels, man nennt es Schitour, pflege ich auf der Spielbergalm einzukehren. Die körperliche und geistige Stärkung ist fast ebenso wichtig wie der Gipfelsieg. Man trifft dort oft auf „lustige Leut“. Letzteres meine ich mit geistiger Stärkung.
Neulich sitze ich also mit meinem Kumpel auf der bummvollen Sonnenterrasse, obwohl die Sonne sich hinter einer grauen Wolkendecke versteckt, esse Gulaschsuppe und trinke einen Lubumba, eine Tasse heiße Schokolade mit einem ordentlichen Schuss Rum. Gäste gehen, Leute kommen, die Zusammensetzung wechselt ständig.
Es wird fleißig Konversation gemacht. Ein mittelalter Einheimischer erzählt vom „Mountain Attac“, bei dem Schitourengeher drei Gipfel nacheinander knacken, den Berg quasi überwältigen. Sein Kumpel gegenüber nickt zustimmend, während er sich ein Pizza-Achtel nach dem anderen einverleibt.
Ein dem Dialekt nach in Bayern verortetes Pärchen zur linken erkundigt sich nach den besten Wegen zum Schneeschuhwandern. Schneeschuhe bekam ich vor Jahren unter den Christbaum gelegt. Ich hab sie genau zweimal genutzt, um auf den Hügel hinter unserem Haus zu marschieren. Als ich oben war, stellte ich mir die Frage, warum ich talwärts hatschen sollte, wenn es doch Schi gibt. Seither gehen meine Schneeschuhe und ich getrennte Wege. Das heißt, ich gehe mit Schiern und sie liegen faul in der Garage herum.
Mit zwei Studentinnen aus Frankfurt/Main hebt eine anregende Diskussion an. Die eine studiert Online-Kommunikation und macht gerade ein Praktikum in einem namhaften Salzburger Betrieb, während ihre Freundin sie übers Wochenende besucht. Die lässt sich Grillwürstl schmecken, deren Grundlage Frankfurter Würstl sind, die wiederum in Frankfurt Wiener Würstchen heißen.
Sie erzählt, dass ihr Praktikum im März endet, sie aber gerne noch länger in Österreich bleiben würde, weil ihr das Land so gut gefällt. Ob ihr auch die Österreicher gefallen, will ich wissen, was beide Mädels mit einem Lächeln im Gesicht bejahen. Es macht ja auch keinen Sinn, Gefallen an einem Land zu finden, an den Eingeborenen aber nicht.
Da wirft die Dame von ganz rechts außen am Tisch ungefragt ein, das nenne man „Fishing for compliments“. Den Begriff hab ich schon mal gehört. Da mir die Sache keine Ruhe lässt, schlage ich später im Fremdwortlexikon nach, da steht: „Das Äußern von selbstkritischen Bemerkungen mit dem Ziel, aufmunternde Anerkennung bzw. positive Äußerungen von anderen zu erfahren.“
Nun, liebe Dame von rechts außen, der Spruch war fehl am Platze, denn meine Bemerkung war nicht selbstkritisch, im Gegenteil. Und einer aufmunternden Anerkennung bedurfte ich nicht. Mia haum hoit oafoch g’ratscht, goj!
Das Tischgespräch nimmt einen überaus positiven Verlauf, kommen wir doch auf die Frankfurter Buchmesse zu sprechen, bei dem auch die Dame von rechts außen begeistert mitmischt. Oiso: Durchs Reden kumman d’Leit z’saum!
© Klaus P. Achleitner 2022-02-03