von Marianna Vogt
«Tim heute nehme ich dich zu einem ganz besonderen Ort mit.»«Wohin gehen wir Pa?»«Wir besuchen die Villa Patumbah.»«Gibt es dort Elefanten?»«Patumbah Tim, nicht Dumbo! Patumbah ist malaysisch und heiĂt «Ersehntes Land.»«Aber warum malaysisch und nicht ZĂŒrcherisch?»«Ich werde es dir erklĂ€ren, wenn wir in der Vila sind.»
«Hier stehen wir im Park des einstigen Besitzers K.F.Grob. Wo wir jetzt stehen Tim, hĂ€tte die heutige S-Bahn durchfahren sollen. Aber der Bauherr Karl FĂŒrchtegott Grob wollte den LĂ€rm und den Rauch der Eisenbahn nicht und liess die Bahnlinie bis zum Ende seines GrundstĂŒckes unterirdisch anlegen.»«Hatte der Onkel soviel Geld, Pa?»«Ja, er war ein schwerreicher Mann Tim. Er hatte auf der Insel Sumatra eine Tabakplantage und wurde damit sehr vermögend.»
Sie laufen weiter den Park hinauf zur Villa. Im Brunnen vor der Villa entdeckt Tim eine groĂe Muschel: «Ui, die ist aber gross. Wie heiĂt sie und wie ist sie hierhergekommen?»«Es ist eine Riesenmuschel, man nennt sie auch Mördermuschel, weil ihr â fĂ€lschlicherweise â nachgesagt wird, sie wĂŒrde nach Tauchern oder anderen Lebewesen schnappen und diese in die Tiefe ziehen. Diese Muschel hat der Besitzer bei seiner RĂŒckreise ĂŒber den indischen Ozean mitgebracht.»
Tim schaut sich das GebĂ€ude an und kommt aus dem Staunen nicht heraus: «Pa, die Villa ist wunderschön. Sie sieht gar nicht so aus, wie die anderen HĂ€user hier in ZĂŒrich.»«Da hast du recht, mein Sohn. Das Haus wurde in den Jahren 1883-1885 im Renaissance Stil mit Anspielung der Asiatischen Kunst erbaut. Ăberall im Haus gibt es Schnitzereien und Malereien aus dessen Kunst, am stĂ€rksten in der tempelartigen Halle in den Obergeschossen mit ihrer prĂ€chtigen Glaskuppel.»Tims Blick schweift zum kleinen Anbau, wo sich frĂŒher der Pferdestall befand. Im Vorplatz hĂ€ngen eigenartige lĂ€ngliche, braune, undefinierbare Dinge von der Decke herunter.«Sind dies FledermĂ€use?», fragt Tim etwas irritiert.«Nein Tim, dies sind TabakblĂ€tter», die werden getrocknet und dann zu Zigaretten gedreht. Herr Grob hat bei seiner RĂŒckkehr von Sumatra, Tabakpflanzen mitgebracht.»«Pa, jetzt weiĂ ich ja alles. Ich brauche nicht mehr ins Haus zu gehen. Komm, lass uns etwas trinken. Das Wetter ist viel zu schön um alten Krimskrams anzuschauen!
Titelbild: TabakblÀtter werden zum Trocknen aufgehÀngt.
1869 folgten Karl FĂŒrchtegott Grob und sein Freund Hermann NĂ€her dem Ruf des Schweizer Pflanzers Albert Breker in einer dreiwöchigen Reise auf dessen Plantagen in Deli, auf der Insel Sumatra.Als Brekers Compagnons pflanzten sie zuerst MuskatnussbĂ€ume. SpĂ€ter lernten sie das TabakgeschĂ€ft kennen und machten sich selbststĂ€ndig.Ăber 4000 Arbeiter arbeiteten auf ihren Plantagen mit mehr als 25000 Hektaren FlĂ€che.
1879 kehrte der schwerreiche Mann nach ZĂŒrich zurĂŒck und behielt die Plantagen jedoch noch 10 weitere Jahre.14 Jahre spĂ€ter starb er an einer tropischen Krankheit, die er von Sumatra mitgeschleppt hatte.
© Marianna Vogt 2021-12-26