Fleissiges Bienchen im Wandel

Anne_Ladgam

von Anne_Ladgam

Story

Ich habe mir Schneerosen gekauft – in unserem schönen BlumengeschĂ€ft, wo ich mir manchmal eine Pflanze gönne. Sobald ich Blumen sehe, spĂŒre ich tief in mir, dass der Anblick meiner Seele gut tut. Ich kaufe begeistert zwei Blumenstöcke mit wunderschönen SchneerosenblĂŒten. Einen Topf – schön verpackt – verschenke ich und einen stelle ich auf die Terrasse, um sie spĂ€ter im Garten zu vergraben. “Winterangels”, das kann man immer brauchen, Schneerosen bedeuten mir sehr, sehr viel. In der Kindheit waren sie Hoffnungsboten, dass bald der Winter zu Ende ist und sie erinnern immer an meine Wahl-Tante Intsche- denn mit ihr suchten wir sie im Wald. In Hermagor in KĂ€rnten ist sogar eine Kirche nach Schneerosen benannt, weil Leute, die Geld fĂŒr den Bau der Kirche spendeten, zum Dank Schneerosen erhielten.

Schneerosen – ihr Name und ihr Anblick machen mir Freude! Schneerosen bedeuten Heimat fĂŒr mich. Als ich heute, wĂ€hrend die Speckknödel am Herd ĂŒber Dampf garen, durch die TĂŒr in den Garten starre, bemerke ich plötzlich eine Biene im Anflug auf die Schneerose. Schnell hole ich das Handy und beginne Fotos zu machen. Wunderbarerweise schaffe ich tatsĂ€chlich einen Schnappschuss! Ich bin begeistert und verwundert zugleich. Ich frage mich, ob das “normal” ist, dass im Februar schon Maja und Willi unterwegs sind? Macht das der Klimawandel, dass dieses Bienchen schon so emsig ist? Ich bin fasziniert von dem Naturschauspiel und beobachte es beim Pollen sammeln auf der Schneerose – bis mein Mann ruft: “Anne, brennt da was an?” Dank seines beherzten Ausschaltens des Herds sind die Knödel noch zu retten. Das Wasser aber ist leider schon verdampft und deshalb ist der Kochtopfboden unterhalb des Siebs rabenschwarz. Die Knödel sind trotz meines Missgeschicks Gott sei Dank gut gelungen und werden gerne gegessen. WĂ€hrend ich nach dem Essen lĂŒfte, hole ich im Keller eine kleine Gartenschaufel und grabe in vier Metern Entfernung unter einem NadelbĂ€umchen ein Loch. Ich freue mich, beim Umgraben RegenwĂŒrmer zu sehen und zu merken, wie da im Erdboden still und fleißig gearbeitet wird. Behutsam nehme ich die Schneerose in einem Moment, wo die Biene nicht mit Pollensammeln beschĂ€ftigt ist, und gebe sie der Erde zurĂŒck. Auf der Terrasse wird die Biene unruhig und sucht die verschwundene Schneerose. Hektisch fliegt sie sichtlich verwirrt, dass ihr Pollenlunch nicht mehr zu finden ist, im Umkreis des bisherigen “Lokals” herum. Nach einem Weilchen des Suchens findet die Biene ihre Schneerose am neuen Platz, landet und geht zufrieden ihrer Arbeit nach. Irgendwie erinnert mich das Bienchen an jemanden, der heute umzieht. Jeder Umzug ist ein Wandel – möge jede Person, die heute umzieht, symbolisch gesprochen in der neuen Heimat gut landen. Und Winterangels finden.

© Anne_Ladgam 2022-02-05

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