Fliegen lernen

Fliegen lernen trotz Höhenangst – gar nicht mal so einfach. Vor allem, wenn man es gewohnt ist, zu fallen.

Tiefer und tiefer, doch kein Aufprall in Sicht. Ich falle, und falle, und… Nichts passiert.

Ich möchte lernen zu fliegen, meine imaginären Flügel ausbreiten und der Höhenangst mit Mut entgegnen.

Ich möchte lernen zu fliegen, meine Augen wieder leuchten sehen und lächelnd durch mein Leben ziehen.

Ich möchte lernen zu fliegen – vielleicht ist das auch der einzige Weg, einen Umgang mit dem Fallen zu finden und das Aufstehen danach ein wenig erträglicher zu gestalten.

Es gibt einige Wunden und viele Narben, die mich bremsen – und ich frage mich, ob ich eines Tages an dem Punkt ankomme, an dem ich gelernt habe zu fliegen.

All die Momente, all die Szenarien, die es mir nach wie vor erschweren, wiegen so schwer auf meinen Schultern, dass es mir unmöglich erscheint, eines Tages sorglos zu sein.

Doch ich bin bereit dazu, die Vergangenheit hinter mir zu lassen – und damit auch die Last abzulegen, die dadurch in mir gewachsen ist.

Denn ich weiß, dass ich stark genug bin, meinen Weg zu gehen – auch, wenn ich ihn allein gehen muss, wenn ich es nur allein schaffen kann.

Wenn nicht ich, wer dann?

Mein Leben lang kämpfe ich schon für mein Glück und meine Freiheit – und stünde ich heute nicht an diesem Punkt, hätte ich jemals aufgegeben, wäre ich enttäuscht von mir selbst.

Stattdessen bin ich stolz auf mich. Darauf, es bis heute geschafft zu haben und nach wie vor am Leben festhalten zu können. Denn fernab davon, was mir den Weg erschwerte, bin ich hier.

Und das ist alles was zählt.

Also breite ich meine Arme aus und fliege los!

Plötzlich spüre ich so viel Leichtigkeit in mir, habe ein Lächeln im Gesicht und in jeder Zelle meines Körpers das Gefühl, endlich wieder durchatmen zu können. Endlich bin ich wieder ein wenig klarer im Kopf, kann bewusster durch die Tage gehen.

Die Sonne scheint mir ins Gesicht, in mir scheint sie auch und ich nehme ihre Wärme auf; sie breitet sich immer weiter in mir aus. Das Lächeln in meinem Gesicht wird gezeichnet durch die Sonne, die so hoch am Himmel steht und deren Wärme in mir aufgeht, verbunden mit dem Gefühl von Freiheit.

Und in genau diesem Moment ist so viel Leichtigkeit in mir wie schon lange nicht mehr.