Es rumpelte, schlug, flog, krachte, fuhr, schwebte, wurde getragen….
Dunkelheit um mich, links die Leitschiene, rechts der Abgrund, ich raste, spürte, dass ich nicht mehr auf der Autobahn fuhr.
Fuss am Gaspedal, Finger starr an das Lenkrad haltend und die Knöchel weiss hervorstehend.
Ich wusste, ich fuhr 100kmh- doch nicht auf der Autobahn!
Wann ist diese Leitschiene AUS?
Wann!
Wo bin ich?
Nur nichts falsch machen. Lichter, Mondschein, Grashalme lange Grashalme.
Die Wiese ging bergauf, Gas, Gas, hoffentlich schaff ich das!
Bruchteile von Sekunden später, linke Leitschiene zu Ende, raus auf die Fahrbahn-Hupen, unwahrscheinlich lautes Hupen-ich schieße auf die Fahrbahn-die Lkws und Autos weichen auf die zweite Spur.
Ich kann nicht ausweichen, nicht bremsen, nicht denken, Lichter, Gedankenleere, Lärm, höre das Quietschen der Reifen anderer Autos.
Weiter, weiter- Abfahrt 67 Ich werde langsamer, kann etwas bremsen, wie ferngesteuert fahre ich die Abfahrt hinunter. Stopp Bundesstrasse; es kommt keiner. Hinter mir ist keiner.
Danke-oh Gott-Danke, denke ich. Erste rein, ich fahre weiter.
Nach 400 Metern eine Bushaltestelle. Ich stoppe meinen roten Peugeot 306.
Ich sitze und bete.
Fahrertüre auf, ich schaue ob keiner kommt. Nein!
Ich steige aus, zittere am ganzen Körper, der Schweiß rinnt von der Stirn, die Hände sind eiskalt. Atmen, tief durchatmen, sage ich mir ganz tief!
Gehe um mein Auto, Vollmond, im Kühlergrill steckt noch das ultralange Gras.
Entferne es u. sehe das meine Nummertafel weg ist!
Geh weiter um mein Auto herum, die kalte Nachtluft kühlt mich.
Die Gummileiste der Stoßstange hängt in Fetzen herunter.
Ich reisse sie ab!
Kniee mich auf den Boden u. begutachte mein Püschotscherl von unten.
Nichts hängt runter. Danke, danke, meine Schutzengel u. all jene, die mir in dieser Situation geholfen haben!
Scheinbar ist sonst nix kaputt!
Was sage ich zu Hause: Wie reagiert mein Mann?
Zum Glück ist keine/r mit!
Es ist 1h früh; was mache ich morgen; welche Werkstätte schaut sich mein kleines Auto an? Morgen ist Samstag, Scheibenkleister!
Warum bin ich eingeschlafen, warum bin ich noch gefahren?
Millionen Gedanken kreisen in meinem Gehirn. Ich atme tief durch, nochmals ganz tief.
Dann steige ich ins Auto, fahre langsam die restlichen 3,5 Kilometer nach Hause.
Garagenfernbedienung – liegt irgendwo – so wie vieles, was Frau mit Kindern u. Firma so mitführt im Auto!
Garage mit Schlüssel aufsperren. Reinfahren bis ganz vorne, damit keiner was sieht. Zusperren.
Dusche-ewig-heiss-huh-Wahnsinn-Danke!
Angst! Tage, Wochen, Monate später- jedesmal wenn ich diese Strecke fahre, frage ich mich:“ Wie habe ich das gemacht?“
Was hat mich getragen?
Wie schwebte ich da runter am Bankett entlang- sicher 300 Meter und dann wieder hinauf, in die Autobahn rein?
Jedes Mal rieselt ein Schauer über meinen Körper, wenn ich vorbeifahre u. nicht weiß, wie ich das überlebte!
Ich weiß, ich werde geliebt, noch gebraucht u. ich lebe!
Danke
© Siebensiebensmaragd 2020-06-01