Flitterwochen auf Kreta – Teil II

Latif HĂĄvrest

von Latif HĂĄvrest

Story

Nach unserem erlebnisreichen Trip zum Kazanzakis Museum in der ersten Woche unserer Hochzeitsreise meldeten uns meine Frau und ich fĂŒr eine Wandertour des Reiseveranstalters, bei dem wir unsere Reise gebucht hatten. Ziel der Wanderung war die Samaria Schlucht. Als Treffpunkt und -zeit am Wandertag wurde 5 Uhr in der FrĂŒh vor dem Hotel vereinbart, wo ein Bus auf uns wartete, der uns zum Eingang der Samaria Schlucht hat bringen sollen. Das bedeutete wenig schlafen und frĂŒh aufstehen. Wir, meine Frau und ich, waren um 5.55 Uhr vor dem Hotel; der Autobus stand mit offenen TĂŒren auch dort. Der Fahrer hielt unweit vom Bus einen Kaffeebecher to Go in der Hand und schlĂŒrfte den heißen Kaffee daraus. Einige der Tour-Teilnehmer und unsere ReisefĂŒhrerin waren auch da. Die ReisefĂŒhrerin, eine junge Deutsche aus Bayern, begrĂŒĂŸte die Wanderteilnehmer, sah in ihre Teilnehmerliste und checkte die Namen. AllmĂ€hlich wurde der Platz voll, die Teilnehmer stiegen in den Bus ein, manche hatten Proviant und Wasser mit, manche andere hatten nichts mit; sie hofften, unterwegs oder am Ankunftsort alles zu kaufen, was sie fĂŒr die Wanderung brauchen.

Der Bus setzte sich in Bewegung Richtung SĂŒdwesten der Insel. Wir fuhren ĂŒber Agia Pelagia, Bali, Georgioupoli nach Chania und weiter bis Omalos, dem Eingang zur Schlucht. Die ReisefĂŒhrerin kommentierte die Route und gab gute Informationen zu den Ortschaften, die wir passierten. Mitunter gab sie humorige Äußerungen von sich. So richtete sie spaßhalber eine Warnung an die MĂ€nner: „MĂ€nner aufgepasst! Ihr dĂŒrft keinem MĂ€dchen hinterher pfeifen. Das ist hierzulande eine Ehrensache und Ihr mĂŒsst dann das MĂ€dchen heiraten, damit die Ehre wieder hergestellt ist“. Ein junger Mann in der mittleren Sitzreihe rief: „Dann werde ich jedem MĂ€dchen hinterherpfeifen, das ich sehe“. Die Leute lachten. Eine Frau rief ihm zu und sagte: „Sie wissen ja, dass Polygamie in Europa verboten ist“. Ein anderer sagte: „willst du dir wohl einen Harem zulegen?“.

In Omalos stiegen wir aus, der Eingang zur Schlucht wurde erreicht. Die Reise dauerte drei Stunden. Wir starteten an der sogenannten Hölzernen Treppe in Xyloskalo und gingen mehrere Kilometer durch den steilen Waldweg hinunter in das Tal. Atemberaubend schön war die Landschaft. Am Rastplatz Agios Nikolaos machten wir eine kleine Rast, die Leute gönnten sich mitgebrachtes oder in Omalos gekauftes Proviant. Es ging weiter und immer tiefer in die Schlucht, wo sich die FelswĂ€nde auftĂŒrmen und der Weg immer schmaler wurde. Wir passierten die Eiserne Pforte, die engste Stelle der Schlucht, wo der Abstand der FelswĂ€nde gerade einmal rund drei Meter betrĂ€gt. Die Menschen quetschen sich durch die 600 Meter emporsteigenden FelswĂ€nde. Nach 8 Stunden öffnete sich die Schlucht urplötzlich und breitete ihre Arme dem Meer entgegen. Wir erreichten den Ort Agia Roumeli. Dort wurden wir mit dem Schiff nach Iraklion zurĂŒckgebracht, und von dort wieder mit dem Bus zu unserem Hotel.

© Latif Håvrest 2020-09-01

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