von Micaela Hemesath
Karachi sehen und sterben! Wir kamen aus Sidney und Singapur. Tolle Städte, super Hotels, doch für zwei Tage blieb uns das grausige Hotel mit den Riesen Cucarachas nicht erspart.
Der Copilot fragte mich beim Frühstück, ob ich mit ihm zum Basar gehe, da er seiner Frau ein Geschenk kaufen wollte. Einen Pelzmantel. Ich hätte in etwa ihre Größe und Länge. Mach ich doch gerne! Immer toll, wenn Männer auch an ihre Ehegesponse zuhause denken.
Das Pelzgeschäft roch schon im Eingangsbereich nach nassem Hund und die „Pelze“ sahen aus wie Hyänen oder Schakale aus der Wüste.
Ich probierte mich durch und war froh, die Stinkemäntel wieder ausziehen zu können!
Er war ganz glücklich und bei einer kleinen Tasse Tee handelte er sich einen guten Preis aus.
Wir bummelten noch eine Weile durch den orientalischen Basar, keiner der sonst nicht scheuen Männer kam mir zu Nahe. Immer gut, einen Mann neben sich zu haben in den Ländern Asiens.
Das Mittagessen war wieder der Außentemperatur angepasst, ca. 38 Grad Celsius. Es gab Sauerbraten mit Knödel und Rotkraut. Das mag ich schon nicht in unseren Breitengraden. Die Lebensmittel und der Koch wurden von der Firma eingeflogen.
Wie ein Stein fiel ich abends ins Bett. Die Ruhe dauerte nur ein paar Augenblicke. Mich juckte es am ganzen Körper. Bei Licht besehen, war ich übersät mit kleinen roten Pusteln. Eine Infektionskrankheit? Eine allergische Reaktion? Oder schlicht und ergreifend UNGEZIEFER! FLÖHE?
Es waren Flohstiche, davon jede Menge. Ich ging auf die Suche: Erst unter die Dusche, dann das Bett ausschütteln, die Kleidung. Wo fängt man an, wo hört man auf? Das Jucken wurde so unerträglich, dass es dann schon weh tat.
Ah freu ich mich auf eine Badewanne, da kann ich die Burschen alle ertränken.
Zuhause angekommen zog ich nur die Schuhe aus und tauchte mitsamt Uniform in das Badewasser ein. „Euch werde ich´s zeigen!“ Mich muss wohl eine ganze Familie, samt Opa, Oma und allen Kindern angefallen haben, denn bei 100 Stichen hörte ich auf zu zählen.
Am nächste Tag fuhr ich sofort in die nächste Apotheke. Ich schilderte mein Leiden und die Schmerzen. Die Reaktion des Apothekers: Schallendes Gelächter!
Ich hätte ihm am Liebsten eine Gescheuert. So ein Blödmann! Er meinte nur lakonisch, dass es wohl seit Kriegszeiten hier keine Flöhe mehr gäbe, außer auf Hunden. Sehr clever! Ich komme aus Pakistan. „Aha!“
Er gab mir einen Puder, mit dem ich gar nicht zurecht kam, der auch überhaupt nichts nützte.
Ab in die nächste Apotheke am anderen Morgen. Selbe Reaktion! Ha, ha, sehr lustig! Ich bin überall entzündet und werde ihnen jetzt mal zeigen, wie das aussieht.
Mitten im Geschäft hob ich meinen Pullover hoch und er schaute echt erschrocken aus. „Sie Arme!“
Diesmal war es eine Milch, die wenigstens ein bisschen kühlte.
Neugierig wäre ich gewesen, ob Teile des Floh-Familien-Clans sich noch im Pelzmantel versteckt hielten? Und wie geht es der Frau des Copiloten?
Leider kreuzten sich unsere Wege nicht mehr!
© Micaela Hemesath 2019-12-22