Flores Teil II

SimplyRed

von SimplyRed

Story

Da sind sie, sieben Stück, alle ausgewachsen, knapp drei Meter lang, sie liegen friedlich herum, nichts rührt sich, was für Wesen, wie aus einer vergangenen Zeit.

Am nächsten Tag gehen wir gemeinsam mit anderen Besuchern und einem Guide durchs Dickicht zu einem Platz wo den Echsen früher Ziegen als Lockmittel angeboten wurden, dieser Lichtung sind sie treu geblieben. Heute sind sie agiler, sie gehen herum, einer kratz den anderen mit seinen langen Krallen am Rücken um die Rangordnung zu fixieren. Der Guide klärt uns über Spinnen auf die hier besonders groß ausfallen sollen, meiner Reisebegleitung wird mulmig, ich sehe weit und breit keine Arachniden. Zurück bei den Hütten und dem kleinen Gasthaus, alle auf Stelzen gebaut, nehmen wir wahr, dass ein Riesentrum dieser Echsen herum spaziert, sehr gelassen, zwischen den Hütten. Der bakterienverseuchte, gelbgrüne Geifer rinnt ihm permanent aus dem Maul, mit solch einem verseuchten Biss und dem Gift das er auch noch absondern kann, beisst er sein Opfer und dessen Wunde wird sich immer mehr und mehr entzünden bis es kraftlos zu Boden geht und nur noch seinem unentrinnbaren Schicksal entgegen blicken kann. Die Komodowarane die ihm tagelang nachgeschlichen sind werden ihr Opfer bei lebendigem Leib beginnen aufzufressen. Ich nehme die Kamera und photographiere ihn frontal in hockerlnder Stellung. Ich habe einen riesigen Fehler begangen, ich habe vergessen, dass die Unterwasserkamera das Bild völlig verzerrt und wie ich sie vom Gesicht nehme registriere ich, dass das monströse Viech nur mehr drei Meter von mir entfernt ist. Ich lege den Rückwärtsgang ein, nichts passiert, die Götter der Balinesen tun ihren versprochenen Job. Am Abend haben wir noch Besuch von einem jungen Waran der herumschleicht und in der Nacht kratzt irgendein Vieh oberhalb der Decke von unserem bescheidenen Schlafgemach, wir tun so als ob nichts wäre.

Tags darauf sehen wir Warane am Strand, den Stock immer dabei, wir halten jetzt immer großen Abstand. Wir wollen das Dorf der Einheimischen besuchen und hanteln uns den Strand entlang, jedoch versperren uns große Felsen den Weg und wir getrauen uns nicht sie zu umschwimmen, wissend, dass wir den Waranen besonders im Wasser heillos unterlegen sind und die können überall sein. Wir könnten über den Gras bewachsenen Hügel überqueren, hohes Gras, jedoch wir haben keine Stiefel dabei und auch kein langes Beinkleid. Wir machen einen Rückzieher und der war gut getan, denn zurück in Wien werden wir aus einer Dokumentation erfahren, dass in diesem Gras zierliche, knallgrüne Schlangen wohnen die hochgiftig sind und deren Gift man innert Stunden erliegt und wahrscheinlich wäre weit und breit kein Serum zu haben gewesen, falls es überhaupt eines gibt.

© SimplyRed 2020-05-27