von Janine
Bis in den späten Abend schrieb ein Schriftsteller an dem letzten Kapitel seines neuen Buches, er wollte es noch an diesem Abend fertig bekommen. Das laute Tippen hallte durch die kleine Wohnung des alleinstehenden Mannes, er hatte keine Familie oder gar eine Partnerin. Auch Freunde hatte er kaum, da er meistens zu Hause war und an seinen Werken arbeitete. Sein Beruf erfüllte ihn mit Glück, doch er war auch oft frustriert, da seine Bücher nicht so gut bei den Lesern ankamen, wie erhofft. Zum Leben reichte es zwar gerade so, doch glücklich machte es ihn nicht. Von seinem neusten Buch erhoffte er sich viel, darin steckte viel Zeit, Recherche und Liebe. Bald verstummte das laute Klicken des Schreibgeräts und tatsächlich schaffte er es, das Manuskript fertig zu stellen und legte alle Seiten auf einen Stapel auf seinen Schreibtisch, bevor er zu Bett ging.
In der Nacht hörte der Mann das vertraute Klicken seiner Schreibmaschine, die ihn all die Jahre treu begleitet hatte. Als er aufwachte, war jedoch alles still. Sobald er wieder schlief, ertönte das laute Tippen, doch er ging davon aus, dass er es sich nur einbildete oder im Traum hörte, vielleicht hatte er zu lange daran gesessen.
Am nächsten Morgen war er spät dran und packte die Blätter in seiner Eile schnell in den bereits fertigen Briefumschlag und klebte ihn zu, bevor er hinaus eilte. Er fuhr auf direktem Wege zu seinem Verlag und gab den Umschlag persönlich bei seinem Lektor ab. Zufrieden kehrte er zurück nach Hause, und als sein Blick auf die Schreibmaschine fiel, erinnerte er sich an seinen Traum. Fast schon zärtlich strich er über die alte Maschine und lächelte glücklich. Jetzt musste er nur noch auf die Rückmeldung warten.
Ein paar Tage später hörte er ein lautes Krachen und fuhr erschrocken zusammen, als Polizisten seine Wohnung stürmten. Grob nahmen sie ihn fest und behaupteten, er wäre der Mörder seines eigenen Lektors. Natürlich stritt der Mann dies ab, doch keiner schenkte ihm Aufmerksamkeit.
Erst auf dem Revier erfuhr er die ganze Geschichte. „Sie haben einen Briefumschlag bei ihm abgegeben, wo detailliert stand, wie Sie ihn umbringen und er sein Leben verlieren würde. So wie der Tatort aussah, hat es auch scheinbar genau so stattgefunden. Das macht Sie zum Hauptverdächtigen!“ Diesen Vorwurf verstand der Schriftsteller natürlich nicht, er hatte eine ganz normale Liebesgeschichte abgegeben, doch das glaubte ihm niemand. Plötzlich fielen ihm die Tippgeräusche seiner Schreibmaschine vor ein paar Nächten ein. Hatte jemand etwa nachts bei ihm eingebrochen, den geplanten Mord aufgeschrieben, um ihn dann durchzuführen? Doch die Polizei fand keine Fingerabdrücke oder Ähnliches in seiner Wohnung. Ob die Schreibmaschine selbst den Mord aufgeschrieben hatte? Gab es vielleicht wirklich Übernatürliches? Oder hatte sein innerer Frust ihn zum Mörder gemacht?
© Janine 2022-03-17