Flug nach Ziguinchor und der Copilot

Michael Schaake

von Michael Schaake

Story

Juni 1976, erstmalig und unsere Premiere, Flugausflug von Dakar nach Ziguinchor, Hauptstadt der Provinz Casamance im Süden des Senegal. Ich Reiseleiter, Hoteldirektor Jörg und 30 Hotelgäste. DC-3 gechartert, zweimotorige Propellermaschine, die Älteren erinnern sich vielleicht noch. Wir starteten, nach fünf Minuten ich zu Jörg oder er zu mir, weiß ich nicht mehr genau, guck mal da rechts, der Propeller dreht sich nicht mehr. Direkt danach Ansage aus dem Cockpit: wir fliegen zurück, ein Problem mit dem rechten Motor. Also zurück zum Flughafen, Landung problemlos.

Air Senegal war flexibel, wir stiegen um. Jörg und 25 Gäste in eine kleinere Dakota. Ein Pilot, ich und vier Gäste in die ganz kleine Piper Aztec, alle begeistert, sowas haben wir ja noch nie erlebt. Flughöhe sehr niedrig, toller Ausblick auf Landschaft, Dörfer und Menschen, die winkten uns zu, wir wackelten mit den Flügeln. Der Pilot war ganz stolz darauf, uns auf diese Weise sein Land zeigen zu können, ein sehr guter Pilot, glaube ich, war noch nie mit so einem kleinen Flugzeug geflogen.

Ich saß vorne rechts neben dem Piloten, also wie Copilot, vor mir die gleichen Instrumente wie der Pilot selbst. Er fragte mich irgendwo über dem Gambia River, willst Du auch mal? Ich hatte sowas noch nie gemacht, aber nicht zimperlich, ich übernahm. War auch ganz einfach, ein bisschen rechts, ein bisschen links, ein bisschen langsamer, ein bisschen schneller, auch mal rauf und mal runter, natürlich immer auf Anweisung des Piloten.

Vor der Landung in Ziguinchor übergab ich natürlich wieder an den Piloten, selbst landen, das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen. Meine Gäste fanden das jedenfalls sehr abenteuerlich und super, unser Reiseleiter hat uns pilotiert. Brrr, wäre heute undenkbar, jede Firma würde mich sofort feuern, den Piloten gleich mit. Die Passagiere würden mich und die Firma verklagen, Schadenersatz fordern, Angst gehabt und Lebensgefahr. Die bestand aber nicht, das kleine Flugzeug steuern war nicht schwieriger als Autofahren, nur das “Einparken“ musste ich dem Profi überlassen. Einer der schönsten Flüge in meinem Leben.

Wir besuchten die Völker der Diola und Mandinge, trafen die Königin von Zara (hat nichts mit der Modemarke zu tun), siehe Foto mit Tochter, die Königin war sehr nett, nicht so majestätisch ernst wie auf dem Foto. Wir kehrten am Abend immer zurück in unser für damalige Verhältnisse luxuriöses Camp mit Aircondition.

Zwei Tage danach flogen wir mit einer anderen DC-3 zurück, ich durfte ins Cockpit, aber nur zugucken, nicht selbst fliegen, wie langweilig! Trotzdem, wir machten das danach alle zwei Wochen wieder, sehr beliebt bei den Gästen (und bei mir), aber ich kam leider oder zum Glück nie mehr ans Steuer.

© Michael Schaake 2021-04-03

Hashtags