Flügel im Neujahrskonzert

Giggu

von Giggu

Story

Beim Neujahrskonzert 2022 wirkten besondere Flügel mit. Zarte, filigrane eines Schmetterlings – des Apollofalters. Er flog zu den Klängen der wunderbaren Musik, gespielt von den Wiener Philharmonikern, durch Österreich. Regisseur Georg Riha hatte die Idee und gab diesem vom Aussterben bedrohten Falter im Pausenfilm eine Hauptrolle. Begleitet von Kamera und Drohne flog der Apollofalter über alle zwölf UNESCO Welterbestätten Österreichs.

Dazu kam Freund Rudi E., ein Entomologe, ins Spiel, der sich sein profundes Wissen über Tag- und Nachtfalter durch jahrzehntelange Beobachtungen und Erfahrungen erworben hat. Georg Riha bat Rudi für einen flatternden “Schauspieler” zu sorgen. Der Apollo gehört zu den Ritterfaltern und lebt leider nur ein paar Monate im Sommer. Wann genau der hübsche Flatterich aus seinem Kokon schlüpft, kann man nicht ganz genau vorhersagen. Die Zeit der Puppenruhe ist unterschiedlich.

Die Vorbereitungen für einen gelungenen Auftritt begannen schon ein Jahr davor. Rudi und seine Gattin Christl begaben sich auf die Suche nach den schwarzgelben Raupen. Da die beiden aber schon Erfahrung hatten, hielten sie Ausschau nach bestimmten Pflanzen, welche die aus den Eiern Geschlüpften bevorzugten. Bei Steinmauern und in Trockenländen labten sich ein paar Raupen an der Fetten Henne. Vorsichtig wurden die niedlichen Gesellen nach Hause transportiert. Die Raupenkinder, die etwas schwächelten, badete Christl liebevoll in Kamillentee. Ein erstklassiges Futter stand im Fünfstern-Apollohotel natürlich bereit. Mit der Zeit verpuppten sich die kleinen Dickerchen in ihrem Kokon und verbrachten dort ihre Adoleszenz. Nun war Warten angesagt. Als die prachtvollen Falter nun schlüpften, blieben sie ihre ersten Tage im Glashaus, wo sie ihre Flügel langsam entfalteten. Ihre Lieblingsblumen waren bereits am nächsten Buffet angerichtet.

Die gesamte Filmcrew stand seit Tagen bereit und wartete bis die Apollofalter-Stars einsatzbereit waren. Für den Filmdreh wurden natürlich einige der fliegenden Schauspieler benötigt, die ihre Reise durch Österreich antraten. Mit großen Netzzelten, vielen Töpfen und den Lieblingspflanzen der schönen Schmetterlinge war das Filmteam unterwegs. Rudi betreute seine Lieblinge auf deren Reise zu den Welterbestätten und ich glaube, dass es kaum einem Schmetterling jemals besser ging.

Es war nicht das erste Mal, dass Rudi besonders seltene Schmetterlinge für Filmaufnahmen mit viel Wissen und Hingabe – unterstützt von seiner lieben Christl – zum Leben erweckte. Auch im Naturhistorischen Museum wird seine Arbeit für den Artenschutz geschätzt. Werden doch die Apollos nach den Aufnahmen in die Freiheit entlassen.

Der Filmdreh für das Neujahrskonzert war vom Wetter begünstigt. Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich im Mirabellgarten in Salzburg ein Apollomännchen und ein Apolloweibchen – wird es eine Liebesgeschichte?

© Giggu 2023-01-01