von Angelina Knaak
Ich mache eine kurze Pause, um ihm die Tragweite meiner Worte deutlich zu machen. Dann fahre ich fort:
âAlle Informationen stammen aus erster Hand. Das Medaillon kann nur mit einer speziellen Software gelesen werden, die ausschlieĂlich in meinem Besitz ist. Es ist durch zahlreiche SicherheitsmaĂnahmen geschĂŒtzt, darunter eine automatische DatenĂŒbertragung an die zustĂ€ndigen Behörden, sollte jemand versucht, es ohne den richtigen Code auszulesen, oder falls mir etwas zustöĂt. Versuche also gar nicht erst, es mir mit Gewalt zu entwenden. Ohne mich, kannst du damit rein gar nichts anfangen. Du wĂŒrdest dich lediglich in dein eigenes Verderben katapultieren.â
Ich strecke ĂŒberlegen die Brust nach vorn, verschrĂ€nke die Arme und schlage die Beine ĂŒbereinander. Fernando nickt langsam, als er die Schwere meiner Worte begreift. âDu bist gut vorbereitet. Aber wie kann ich sicher sein, dass du die Wahrheit sagst?â
Ich lĂ€chle kĂŒhl. âDu kannst es dir nicht leisten, es nicht zu glauben. Die Wahl liegt bei dir.â Provokant fahre ich mit den Fingern die Kette entlang. Das Gewicht des AnhĂ€ngers und das noch viel gröĂere Gewicht der Informationen wiegen schwer um meinen Hals. Ich weiĂ nicht, ob ich mich bis zum heutigen Tag jemals so ĂŒberlegen und mĂ€chtig gefĂŒhlt habe.
Er lehnt sich zurĂŒck und betrachtet mich nachdenklich. âOkay.â, sagt er langsam, wobei er kaum merklich den Mund verzieht. Mir ist sofort klar, die nĂ€chsten Worte schmecken wie Gift in seinem Mund. âWir haben einen Deal. Du wirst die Königin meiner Unterwelt. Ich leite umgehend alle notwendigen Schritte in die Wege. Aber sei gewarnt, wenn du mich betrĂŒgst, wirst du es bereuen.â Ein breites Grinsen erscheint auf meinem Gesicht und ich reiche ihm das Medaillon. âIch halte mein Wort. Jetzt bist du an der Reihe.â
Fernando nimmt das Medaillon und betrachtet es sorgfĂ€ltig, bevor er es in seine Tasche steckt. âDu wirst an meiner Seite regieren, amorcito. Aber vergiss nicht, dass ich keine Gnade kenne, das solltest du auch nicht. Meine Welt ist eine sehr dunkle. Pass besser auf, dass du dir deine weiĂen FlĂŒgel nicht beschmutzt, mi angel.â Mein Grinsen wird noch breiter als ich antworte: âWer sagt, dass meine FlĂŒgel weiĂ sind?â
Mit diesen Worten erhebe ich mich und schlendere zur Bar, um mir einen Martini Bianco zu bestellen. Ich brauche mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass sein brennender Blick auf mir ruht. Mein Herz schlÀgt schnell vor Aufregung und Erleichterung.
Der erste Schritt ist getan, aber das Spiel ist noch lange nicht vorbei. Nun werde ich mir sein Vertrauen nach und nach erarbeiten können, nur um sein Imperium von innen heraus zu zerstören. Und ihn direkt mit.
Ich werde unser beider Untergang sein, nur habe ich im Vergleich zu ihm, nichts mehr zu verlieren…
© Angelina Knaak 2024-09-02