von Lorenz Graf
Der meist fotografierte und dennoch nicht berühmteste Mann Salzburgs war einige Zeit lang…. ich.
Es waren zwei Schwiegermütter. Die eine lebte in Wien, die andere in Salzburg. Die eine hatte einen Sohn, die andere eine Tochter. Die beiden Kinder fanden sich und haben geheiratet. Während die eine Schwiegermama mehr das berufliche Fortkommen ihres Sohnes im Auge hatte, hoffte die andere auf mehr, nämlich auf Enkelkinder. Eines Tages stand die Entscheidung für das junge Paar an: Bleiben wir in Wien oder ziehen wir nach Salzburg. Der „Kampf der Schwiegermütter“ begann. Die eine wollte, dass der Sohn in Wien Kariere machen soll, die andere lockte ihre Tochter in das schöne Salzburg. Der „Kampf“ wurde ohne Waffen und gewaltfrei ausgetragen. Die Salzburger Schwiegermutter gewann. Das Paar zog von der Donaustadt in die Stadt an der Salzach. Bald kamen Kinder und meine Frau, sie war eine der Schwiegermütter, und ich durften oft Babysitten, was wir gerne machten. Wir genossen den Aufenthalt in der Stadt, die uns viel Abwechslung bot. Wir wohnten ja sonst am Land, Innergebirg, wie es so schön heißt.
Ich gehe davon aus, dass weder in Japan noch in China jemand von meiner Opa-Rolle wusste. Dennoch war ich ein begehrtes Fotoobjekt. Wie das? Unsere Tochter wohnte mit ihrem Mann, mit dem von meiner Frau sehr geschätzten Schwiegersohn, in einem historisch bekannten Gebäude am Alten Markt über der erzbischöflichen Hofapotheke. Wenn ich vom Kinderunterhalten müde war, blieb ich über Nacht. Morgens öffnete ich das Fenster um Luft und Licht hereinzulassen. Kaum hatte ich das Fenster geöffnet und den Kopf hinausgestreckt, um das Wetter zu erkunden, sah ich unten eine Gruppe mit lauernden Fotoapparaten und dann klickten unten hunderte, auf mich gerichtete, Kameras. Haben die Gruppen aus Japan und China auf MICH gewartet? Warum? Ich sehe doch gar nicht aus wie Mozart und auch nicht wie ein Erzbischof!
Wie wohl, hier als Fürst-Erzbischof wie vor Jahrhunderten zu leben, könnte mir gefallen!
© Lorenz Graf 2019-10-28