Fraser Island Chapter I – Insel aus Sand

Klaus P. Achleitner

von Klaus P. Achleitner

Story

„Don’t drive the car into the sea, guys!“ ermahnt uns der korpulente Autoverleiher in Shorts und Hawaiihemd. Hier in Hervey Bay, Queensland, Australien, tauschen wir unsere Ford-Limousine gegen einen Toyota Landcruiser. Den brauchen wir für unseren zweitägigen Campingtrip auf die größte Sandinsel der Welt. Sympathisch geht anders, aber wir wollen den arroganten Typ ja nicht heiraten.

Campingausrüstung verstaut, Proviant gekauft, schon setzen wir von River Heads südlich Hervey Bay auf einer kleinen Fähre nach Fraser Island über. Die berühmte Insel ist dreimal so groß wie Wien, da kann man sich schon verlaufen. Wir senken den Luftdruck in allen vier Reifen, wie uns der Automann gesagt hat, schalten den Allrad ein und beginnen unser Abenteuer.

Auf Sand fährt es sich ganz eigentümlich. Man hat ständig Angst, steckenzubleiben. Aber mit Four-wheel-drive und geringem Luftdruck walken unsere Räder sich tapfer durch den losen Untergrund. Fraser Island ist langgestreckt, dabei aber tailliert schmal und zum Teil dicht bewaldet. Es leben nur wenige Menschen hier, große Gebiete sind Nationalpark.

In der Mitte der Insel biegen wir links ab und wühlen uns durch die grüne Hölle bis zum Lake McKenzie. Einer von rund 40 Süßwasserseen, für die Fraser Island bekannt ist. Ein viele Hektar großer azurblauer See, umgeben von einem Sandstrand in einem Weiß, wie ich es nie zuvor bei einem Strand gesehen habe. Wir entledigen uns der Kleidung und gehen im 28 Grad warmen Wasser schwimmen.

Während uns die tropische Sonne trocknet, kommt ein Dingo aus dem Dickicht und beschnuppert unsere Rucksäcke. Der Bursche ist gut genährt, dennoch treten wir ihm ein Stück Wurst aus unserem Proviant ab. Er lässt es sich schmecken und will mehr. Irgendwann ist Schluss mit Fütterung, doch Mr. Dingo lässt nicht locker. So werfe ich eine Frisbee-Scheibe nach ihm. Es hätte mich nicht gewundert, hätte er sie apportiert. Der offensichtlich nicht zum Spielen aufgelegte Halunke versteht den Wink und sucht das Weite.

Wir fahren weiter zum winzigen Lake Wabby, der wie ein Halbmond in den Dünen nahe der Ostküste liegt. Auf der einen Seite undurchdringlicher Urwald, auf der anderen Seite frisst sich eine gewaltige Sanddüne in den See. In ein paar Jahren wird sie, von den stürmischen Winden vorangetrieben, den See verschluckt haben.

Wir wandern über die Düne, schlagen Purzelbäume und plumpsen ins herrlich warme Wasser, dass im schönsten Dunkelgrün leuchtet. Das Spiel wiederholen wir mehrmals, vier ausgewachsene Kerle werden wieder zu Kindern. Von der Spitze der Düne sieht man das Korallenmeer. Dort, weit draußen, liegt das Great Barrier Reef.

Zelten ist eher nicht mein Ding, aber hey, in den Dünen von Fraser Island den Tag mit Grillen ausklingen zu lassen, das hat schon was. Unsere Reise von Sydney nach Cairns entlang der Ostküste Australiens hier zu unterbrechen, war eine der besten Ideen in diesem Urlaub. Wann kann man schon auf so einem riesigen Sandhaufen spielen?

© Klaus P. Achleitner 2021-03-04

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